Nachdem wir die Gipfel des Himalaja stürmten, die Rallye
Paris-Dakar als Spaziergang betrachteten, den Südpol ohne
Ohrenschützer erreichten, wollten wir, acht Schneemänner aus ganz
Deutschland, das ultimative Überlebenstraining absolvieren: die Tour
de Transylvanie vom 16. bis 25. Februar mit Transylvania Tours e.V.
In der Regel verbinden Straßen Menschen und Länder.
Allerdings trifft dies für die "Straßen" durch Siebenbürgen nur
bedingt zu (elf Stunden von Großwardein bis Hermannstadt!!). Dennoch
ließen sich die besagten Schneemänner auch von Schnee, Eis und
durchlöcherten Straßen nicht abschrecken, möglichst abgelegene
sächsische Dörfer zu besuchen, um sie in der bezaubernden
Winterlandschaft mit Fotoapparat und Stativ auf Zelluloid festzuhalten.
Zu den angefahrenen Gemeinden zählten zum Beispiel Zied,
Werd, Mortesdorf und Neudorf bei Hermannstadt. Die Dorfbilder waren jedes
Mal sehr ähnlich: leerstehende sächsische Häuser, verfallende
Kirchen, Tauben, die auf den Altären ihre Nester bauen, zerbrochene
Fenster in den Kirchen und verschimmelte Wände. All dies zeugt von den
dort nicht mehr existenten, evangelischen sächsischen Kirchengemeinden.
Diesen Bildern begegneten wir bereits auf vergangenen Fahrten
durch Siebenbürgen, so daß sie für den einen oder anderen
Teilnehmer nicht mehr ganz so neu sind. Allerdings lst die Tatsache der
absoluten Hilflosigkeit vor dem fortschreitenden Verfall der Kirchen,
Kirchenburgen und der Dörfer immer wieder aufs Neue Wut, Trauer und
Enttäuschung aus.
Welch angenehmen Kontrast dazu boten die Städte Kronstadt,
Hermannstadt, Mediasch und Schäßburg. Trotz gravierender
Schwierigkeiten, mit denen die Menschen in Rumänien täglich
konfrontiert sind (z.B. Inflation und Arbeitslosigkeit), begegneten sie uns
stets freundlich und hilfsbereit. Zum Beispiel der rumänisch-orthodoxe
Priester, dem wir in Elisabethstadt begegneten. Mit Interesse und Herzlichkeit
führte er uns zur armenisch-katholischen Kirche, die uns eine der 19 noch
im Ort verbliebenen Armenierinnen öffnete. Darüberhinaus führte
uns der Priester zur orthodoxen Kirche, erklärte den Ablauf seines
Gottesdienstes und zeigte uns seine verschiedenen kirchlichen Gewänder.
Abschließend lud er die Gruppe zu sich nach Hause ein. Ein
unvergeßlicher und beeindruckender Tag für alle Teilnehmer.
Die ausgedehnten Tagesausflüge machten auch hungrig. Mit
Freuden genossen wir altbewährte siebenbürgische Kost: Speck und
Zwiebel, Palukes mit Käse, Miçi und Sarmale. Um die angegessenen
Kalorien wieder loszuwerden, tanzten wir bis tief in die Nacht. Die
Jugendherberge in Hetzeldorf bei Mediasch bot wie so oft bei unseren
Fahrten die dazu geeignete Unterkunft.
Auch dieses Mal nahmen Jugendliche des Hermannstädter
Jugendforums am Programm teil. Dabei gab es reichlich Gelegenheit, neue
Kontakte zu knüpfen und bestehende fortzuführen. Unter anderem wurden
weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen dem kürzlich
gegründeten Jugendverband "Siebenbürgen - Neue Einstellung" und
Transylvania Tours e.V. besprochen.
Ein besonderes Anliegen der Fahrten von Transylvania Tours e.V.
nach Siebenbürgen sind die Kontaktpflege und die bestehenden
Freundschaften zu den Mitgliedern des Hermannstädter Jugendforums und des
neuen Jugendverbands sowie deren Unterstützung. Damit beabsichtigt der
Verein, einen kleinen Beitrag zu einem europäischen Jugendaustausch zu
leisten.
Christine Barth, Nils H. Mazgareanu
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