Acht Tage Siebenbürgen purStudienfahrt vom 21. bis 30. März 1997 nach Südsiebenbürgen |
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Einmal eine Rundreise durch Siebenbürgen zu unternehmen, Gemeinden zu besuchen, die man nur noch von Erzählungen kannte oder an Orte zu fahren, die einem schon seit Jahren vertraut sind, ohne dabei an einen strengen Zeitplan gebunden zu sein, war schon lange mein Wunsch. Daß so eine Reise hält, was man sich erträumt, habe ich erfahren, als ich als "Erstling" bei einer "Sibi-Fahrt" von Transylvania Tours dabei war. Der scheinbare Wintereinbruch in der Woche vor Ostern konnte uns nicht einschüchtern und so fuhren wir, für arktische Wetterverhältnisse bestens ausgerüstet, nach Siebenbürgen. Da wir zunächst im Elim-Heim in Michelsberg wohnten, führte uns der erste Weg nach Hermannstadt. Ein wenig aufgeregt war ich schon wie es wohl sein würde, nach längerer Zeit wieder durch eine Stadt zu schlendern, von der ich einmal glaubte, jeden Winkel zu kennen. Doch dann schienen mir die meisten Veränderungen, die mir auffielen eher positiv und "meine" Stadt war mir genauso vertraut wie früher. Benjamin Jozsa führte uns zu alten und neuen Sehenswürdigkeiten und konnte dabei interessantes über die Stadtgeschichte berichten. In den nächsten Tagen besuchten wir verschiedene Gemeinden in der Nähe von Hermannstadt und Agnetheln. Es war eine wunderbare Erfahrung, mit der Kamera zu versuchen, einen kleinen Hauch von Geschichte einzufangen, auf uralte Wehr- und Kirchtürme zu klettern, die zum Teil schon Jahre zuvor nicht mehr betreten wurden oder einfach durch die vertraute Landschaft zu fahren und die Eindrücke in sich aufzunehmen. Nähert man sich den alten sächsischen Gemeinden von weitem oder betrachtet man die geraden Häuserzeilen von oben, so scheint es zunächst, als hätte sich seit Jahrhunderten kaum etwas verändert. Erst durch die Gespräche mit den wenigen Menschen, die noch in ihren Heimatgemeinden leben, erfährt man, wie sehr sich die Auswanderungswelle auf das Leben in den einzelnen Dörfern ausgewirkt hat, wie weit der Verfall vieler Kirchenburgen bereits fortgeschritten ist und wie einsam man sich fühlen kann, wenn es immer weniger Menschen gibt, mit denen man in seiner Muttersprache sprechen kann. Ein kleiner Lichtblick sind die Siebenbürger Sachsen, die sich für einige Monate im Jahr in ihrem alten Heimatort aufhalten. Für die nächsten vier Tage fuhren wir nach Hetzeldorf, wo wir in der neu eingerichteten Jugendherberge übernachteten. Da wir uns selbst versorgten, hatten wir schon zu Beginn der Fahrt mit allen Köstlichkeiten eingedeckt, auf die man sich schon Wochen vorher freut. Sicherlich war das auch ein Grund für unsere gute Stimmung, die während der ganzen Fahrt anhielt. Ei weiterer Höhepunkt war die Tagesfahrt nach Kronstadt. Dort statteten wir Herrn Wolfgang Wittstock bis 1996 Vertreter der deutschen Minderheit in der rumänischen Abgeordnetenkammer einen kurzen Besuch ab und konnten dabei viel Interessantes über die neuesten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Rumänien erfahren. In Schäßburg besuchten wir Bruno Fröhlich, der eine Woche zuvor zu Stadtpfarrer von Schäßburg ordiniert worden war und lernten die Herausforderungen kennen, mit denen junge Pfarrer in Siebenbürgen heute konfrontiert werden. Als wir am Ostermorgen in Passau ankamen, ging es wahrscheinlich vielen so, daß ich sehr dankbar und froh war, bei dieser Reise dabei gewesen zu sein. Andererseits dachte ich aber auch etwas wehmütig daran, wie frei und unbeschwert ich mich gefühlt hatte, und daß in Siebenbürgen doch irgendwie alles anders ist... Petra Schaaser (Passau) |