Nach der positiven Resonanz der
letztjährigen
Tanzhausfahrt" nach Budapest lag es auf der Hand, sie in diesem Jahr
zu wiederholen. Und gesagt war getan. Rund ein Dutzend Teilnehmer,
Siebenbürger und Nichtsiebenbürger, trafen sich in Nürnberg, um
die nächtliche Fahrt nach Budapest anzutreten. Wie immer auf den Fahrten
des gemeinnützigen Jugendreisevereins war "Sitzfleisch" gefragt. Doch
schließlich fand jeder eine Position, um ein paar Stündchen Schlaf
zu erhaschen (oder auch nicht).
Bevor wir weiter fortfahren noch einige Worte
zum Begriff "Tanzhaus". Vereinfacht gesagt sind die Tanzhäuser sowas wie
Diskotheken in den Landgemeinden der Ungarn und Szekler Siebenbürgens.
Dabei stellt eine Privatperson einen Raum zur Verfügung, in dem die
Dorfjugend zur orts- und/oder regionalspezifischen Musik tanzt und singt.
Dies stellt eine nach wie vor lebendige Volkskultur, die es in Ungarn in
dieser Form schon seit langem nicht mehr gibt. Diese Tanzhausbewegung
(ungarisch Tànzhàzmozgalom) wurde Anfang der 70er Jahre von
ungarischen Musikethnologen und jungen Musikern (trotz politisch schwieriger
Umstände) wieder entdeckt und nach Ungarn "reimportiert", wo sie sich in
einem rasantem Tempo zu einem festen Bestandteil der Jugendkultur entwickelte.
Doch auch ältere Generationen und ganze Familien werden von der
Begeisterung für diese Kultur angezogen und machen aktiv mit. Einmal im
Jahr findet ein zwei Tage dauerndes, sogenanntes "Tanzhaustreffen" in Budapest
statt, das von den dortigen Tanzhäusern organisiert wird. Dazu werden zum
Beispiel "Gewährspersonen" aus den ländlichen Regionen etwa
Siebenbürgens und der Slowakei (dem historischen Oberungarn) eingeladen,
um die Musik- und Tanzkultur ihrer Dörfer zu vermitteln. Zusätzlich
kann man diese Musik und die Tänze in professionell durchgeführten
Tanzlagern unter anderem in Siebenbürgen lernen. Während des Sommers
werden dort mehrere solcher Tanzlager abgehalten und jeder kann teilnehmen.
Nach einer im Sitzen verbrachter Nacht war uns das Wetter
wohlgesonnen und belohnte uns mit herrlichem Sonnenschein. Eine kleiner
Spaziergang mit Dr. Andras Balogh vom Germanistik-Lehrstuhl der
Universität, einem langjährigen Freund und Begleiter unseres Kreises,
brachte vor allem für diejenigen unter uns, die erstmals die
Donaumetropole besuchten, die Stadt näher. Samstag abends ging es dann
in ein Tanzhaus, um erste Eindrücke zu sammeln und in die Atmosphäre
einzutauchen. Dies wurde uns sehr leicht gemacht, denn die Teilnehmer unserer
Gruppe wurden gleich zum Tanz aufgefordert. Sprachliche Barrieren gab es nicht,
denn alle Mittänzer mußten lediglich dem Vortänzer alles
nachmachen. Alle waren begeistert, nicht nur von der Musik und dem "Tanzbein"
schwingen, sondern auch von der freundlichen Aufnahme. Sonntags fuhren wir
schließlich zum eigentlichen Tanzhaustreffen in das Volksstadion, wo
neben Musik und Tanz auch ein Markt der Volkskunst abgehalten wurde. Dort
konnten entsprechende Musik CD's, Trachten, Musikinstrumente und vieles mehr
erstanden werden. Etwa sechs Tausend Anhänger (Jung und Alt) ließen
sich dieses Ereignis nicht entgehen und ihrer Begeisterung konnten wir uns
nicht entziehen. Die Stimmung in Worten wiederzugeben, ist schlichtweg nicht
möglich. Wir blieben bis zum Schluß, der wie immer bei solchen
Anlässen viel zu rasch kam. So bleibt uns nichts anders übrig, als
ein Jahr lang zu warten, bis es dann wieder heißt: "..darf ich bitten?"
oder besser gesagt "..szabad egy táncra?"
Nils H. Mazgareanu |