Interessante Lektüre zu Geschichte und Landeskunde

Heft 1-2/1997 der "Siebenbürgischen Semesterblätter" liegt vor

Inzwischen liegt der elfte Jahrgang der Siebenbürgischen Semesterblätter als Doppelheft vor und enthält über 200 Seiten interessanten Lesestoff. Im ersten Teil der Zeitschrift stehen elf Aufsätze und Thesenpapiere mit breitem Themenspektrum. Meinolf Ahrens liefert in seinem Beitrag "Anmerkungen zur Geschichte der Daker bis zum Tod des Burebista (44 v.chr.)" einen kritischen Überblick über den Stand der Dakerforschung. Gottfried Schramm stellt in seinem Aufsatz Überlebte das Lateinische im geräumten Dakien?" die zwei in Diskussion befindlichen Thesen zur Besiedlung des heutigen Rumäniens vor (Migrationstheorie versus Kontinuitätstheorie) und schildert seine eigene Wandlung vom Anhänger der Kontinuitätstheorie zum überzeugten Verfechter der Migrationstheorie. Die Awarenkriege Karls des Großen beschreibt Julia Havelmann und hebt dabei einleitend hervor, daß die Awaren von 558 bis 796 weite Teile Mittel- und Osteuropas beherrschten und das Awarenreich über zweihundert Jahre lang der bedeutendste Machtfaktor zwischen Byzanz und dem Fränkischen Reich war. Ausführlich erläutert Gerald Volkmer die Beziehungen Karls IV. zum Königreich Ungarn (1346-1378), die u.a. durch eine geschickte Heiratspolitik gekennzeichnet waren.

Die folgenden drei Beiträge haben in Siebenbürgen geschichtlich und/oder gegenwärtig aktive Konfessionen zum Thema: Cornelius R. Zach gibt einen Überblick über die orthodoxe Kirche in Siebenbürgen und konzentriert sich dabei auf die Wirkung der Kirche außerhalb des theologischen Bereichs. Unter dem Titel "Kirche zwischen Ost und West" hat Arpäd Ferencz eine kurze Darstellung der Reformierten Kirche H.B. zusammengestellt. Als "vierte Konfession" in Siebenbürgen bezeichnet Ingrid Gabel die Unitarier. In diesen dritten Beitrag hat sich übrigens ein Zahlendreher eingeschlichen: Der letzte zu Lebzeiten Johann Sigismunds stattgefundene Landtag fand nicht im Jahre 1517, sondern 1571 statt.

Die Reise Stephan Ludwig Roths in die Schweiz und den Aufenthalt bei Pestalozzi beschreibt Wolfgang Wünsch. Diese Begegnung hat mit zu der Entscheidung Roths für die Lehrerlaufbahn beigetragen. Liliana Pop untersucht zwei Bücherverzeichnisse aus dem 18. Jahrhundert und versucht, deren Verfasser ausfindig zu machen. Ihre Beschreibung verbindet sie mit einer Darstellung des derzeitigen Geisteslebens in Hermannstadt.

Über die Grenzen Siebenbürgens hinaus gehen die beiden nächsten Aufsätze. In einem sehr gut dokumentierten Beitrag befaßt sich Zsolt K. Lengyel mit den Ursprüngen und der Geschichte des Ungarischen Instituts in München (1962-1997). Dem Rezensenten ist dabei u.a. aufgefallen, daß bei der Neuformulierung der Institutssatzung 1980 die Wirtschaft nicht mehr in die Auflistung des Forschungsbereiche des Instituts aufgenommen wurde. Am Beispiel des vormaligen rumänischen Staatspräsidenten setzt sich Ralf Thomas Göllner mit der Frage "Elitenkontinuität oder Elitenwechsel in Rumänien nach der Revolution?" auseinander.

Die Rubrik "Quellen enthält das Gesamtverzeichnis der Jahrgänge 1 bis 10 der Semesterblätter, zusammengestellt von Emese Göllner und Ralf Thomas Göllner. Unter "Buchkritiken" sind Rezensionen einer Vielzahl interessanter Neuerscheinungen zu lesen. Neben einer Übersicht der Veranstaltungen im Jahr 1997 finden sich in den "Mitteilungen" Hinweise auf das Postgraduiertenstudium am "Europäischen Hochschulinstitut" in Florenz, Personalia. Preise und Veränderungen in der Redaktion. Beigelegt sind die Jahresinhaltsverzeichnisse des zehnten und elften Jahrgangs der Zeitschrift.

Die Siebenbürgischen Semesterblätter können zum Preis von jährlich 30,- DM, für Schüler, Studenten etc. zu 20,- DM, jeweils zuzüglich Versandkosten, bezogen werden über Nils H. Mazgareanu, Ebersbach 42, 91077 Neunkirchen/Brand, Telefax: (09134) 995522.


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Dokument: ../st/sem_bl1.htm, 16.09.98, Autor: Dirk Beckesch, letzte Änderung am 30.01.03