Studium Transylvanicum


Blick auf das Kommende

»Es gibt keinen erkennbaren Weg vor uns, sondern nur hinter uns.« (Waldemar Bonsels) Wie soll also ein Blick auf das Kommende, ein Ausblick aussehen, wenn es schon unmöglich ist, Künftiges klar vorauszusehen? Ist es vielleicht möglich, anhand von vergangenen Ereignissen objektiv auf Trends zu schließen, die auf kommende Entwicklungen, auf eine Bewegung der Dinge in eine bestimmte Richtung hindeuten? Oder ist eine solche Vorausschau doch nur ein von subjektiven Empfindungen und Erfahrungen geleitetes Wunschdenken?

Wie dem auch sei, jeder Versuch eines Ausblicks wird schließlich mit dem Aufstellen von Hypothesen verbunden sein. Immer im Bewußtsein, daß Studium Transylvanicum an sich und die unter diesem Namen wirkende Gruppe von Einzelpersonen schwerlich isoliert voneinander zu betrachten sind, könnte man geneigt sein, sich ebendieselben in Zukunft in zwei extremen Szenarien vorzustellen. Zum einen als Freundeskreis mit einer weiten Breitenöffnung aber nebenläufigem Zugang zur siebenbürgischen Landeskunde, oder als abgeschotteten Kreis einer selbstgefälligen akademischen Elite. Kurzum, dem Wesen der »Ferienakademie« nach ausgedrückt: entweder durch die Betonung der Ferien- oder der akademischen Komponente.

Doch diese Fragestellung deutet nur auf die eine Dimension von Qualität und Quantität hin. Die zweite ergibt sich aus der altersbedingten Zusammensetzung des aktiven Kreises, das heißt aus den Varianten: personeller Wechsel in mittelfristigen Zeiträumen oder gleichbleibender Personenkreis, der die Goldene Ferienakademie geschlossen in einer fast ebensolchen Anstalt zum Beispiel auf Schloß Horneck begehen könnte.

Auf der einen Seite steht der Wunsch nach langfristiger Kontinuität, auf der anderen die Sorge, später einmal nicht nach Werner Schneyder feststellen zu müssen: »Ein Kind zu erziehen ist leicht, schwer ist nur, das Ergebnis zu lieben.« Dennoch: Von einer glücklichen Nachwuchsarbeit, zu der sich Studium Transylvanicum gerade auch in seinem Verhältnis und seiner Nähe zum Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde berufen fühlt, wird das eigene Schicksal noch viel eher abhängen, da sich hier alles in kürzeren personellen Zyklen abspielt und abspielen wird.

Könnte ein solches »Ergebnis« um den Kontext nicht zu verlassen, Studium Transylvanicum mit seiner Ferienakademie weiterhin als traditionelle Ergänzung zum Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) zum Inhalt haben - oder würde alles dereinst ohnehin in letzterem selbst aufgehe? Oder wird die Geschichte Studium Transylvanicum gar als wohlhabende wissenschaftliche Sozietät ehrenwerter Honoratioren enden lassen? Doch überlassen wir solcherart Vorausschau dem anläßlich der zwanzigsten Siebenbürgischen Ferienakademie zu formulierenden Ausblick, der vielleicht eine zuverlässigere Aussage wird machen können. Doch unabhängig davon, wie die Zukunft von Studium Transylvanicum und seiner Ferienakademie aussehen wird, der Gegenstand des kollektiven Bemühens, nämlich die Siebenbürgen- und die Ostmitteleuropa-Forschung, wird weiter fortbestehen. Bemühen wir uns, diese anhand der in den »Leitgedanken« enthaltenen Richtlinien weiter zu betreiben, stets darauf bedacht, daß daraus keine »Leidgedanken« werden.

Nichtsdestotrotz: Aufgrund der Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten neun Jahre müssen wir versuchen, der Aufgabe gerecht zu werden, die Bandbreite von ständiger Nachwuchswerbung und engem Kontakt zur Studentenschaft bis hin zur akademischen Ambition und niveauvollen Zusammenarbeit mit ebensolchen Institutionen beizubehalten und auszubauen. Denn nur so kann dem gemeinsamen Anliegen, der Siebenbürgen- und Ostmitteleuropa-Forschung, gedient und Beständigkeit verliehen werden, in der Hoffnung, daß Studium Transylvanicum und damit die Siebenbürgische Ferienakademie daran einen nicht unbedeutenden Anteil hatten und haben werden. Ob die bisherigen Entscheidungen später als in die richtige Richtung führend erachtet werden, mögen nachfolgende Beobachter beurteilen.

Gerald Volkmer

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Dokument: ../st/blick.htm, Autor: Dirk Beckesch Letzte Änderung: 30.01.03