Während der Siebenbürgischen Ferienakademien und im Kreise von Studium Transylvanicum entstand schon so manche »siebenbürgische Idee«. Als Beispiele seien folgende genannt: Siebenbürgische Semesterblätter, Asterix in Siebenbürgen (Comic), siebenbürgisches Trivial Pursuit oder die Bastelbögen siebenbürgisch-sächsischer Kirchenburgen. Auch der gemeinnützige Jugendreiseverein Transylyvania Tours e. V. gehört zu diesen Ideen, die in die Tat umgesetzt wurden. Der Gedanke zur Gründung des Vereins entstand um die Jahreswende 1990/1991. Zwei Hauptmotive leiteten die Vereinsgründer: 1. Siebenbürgen nicht nur in Worten, sondern auch visuell zu erleben und kennenzulernen, sowie 2. jungen Menschen, die die Landessprachen nicht sprechen, und/oder zu geringe geographische Kenntnisse besitzen, die Möglichkeit zu bieten, das Land zu bereisen und kennenzulernen.
Nachdem über Zweck und Form des Vereins Einigkeit herrschte, ging es an die eigentliche Vereinsgründung. Die dazugehörigen, nicht unerheblichen Formalitäten mußten in die Wege geleitet werden. Gründungsmitglieder von Transylvania Tours e. V. sind: Gustav Binder, Anita und Uwe Konst, Heinrich Lingner, Nils H. und Stefan Mazareanu sowie Harald Roth. Anläßlich der ersten Mitgliederversammlung wurde der Vorstand wie folgt gewählt: Nils H. Mazareanu als Vorsitzender, Stefan Mazgareanu als Kassenwart und Anita Konst als Schriftführerin. 1993 wurde Anita Konst von Felix Depner abgelöst.
Als nächster Schritt mußte ein geeignetes Fahrzeug angekauft werden. Im Juli 1991 schließlich fanden wir das für unsere Zwecke passende Automobil, einen Ford Transit 9-Sitzer Bus. Der Zeitpunkt des Kaufs konnte nicht günstiger sein, denn das siebenbürgisch-sächsische Föderationsjugendlager sollte in Siebenbürgen stattfinden und Transylvania Tours organisierte die Fahrt der Teilnehmer hin und zurück. Die erste unter dem Namen von Transylvania Tours eigenständig durchgeführte Fahrt nach Siebenbürgen fand allerdings bereits im April 1991 statt, damals noch ohne eigenes Fahrzeug. Bis Ende 1995 plante und führte Transylvania Tours fünfzehn Fahrten durch, davon neun nach Siebenbürgen, drei nach Budapest, eine nach Wien, eine nach Prag sowie eine nach Böhmen und Mähren.
Auf den Fahrten nach Siebenbürgen strebt Transylvania Tours wie auch Studium Transylvanicum auf seinen Seminaren und Workshops nach einer ganzheitlichen Betrachtung Siebenbürgens. Auf den Verein bezogen bedeutet dies, daß die Fahrtenprogramme sowohl deutsche (sächsische) wie auch rumänische und ungarische (Szekler) Aspekte beinhalten. Somit sollen die Studienfahrten den Reiseteilnehmern ein möglichst umfassendes Bild von Siebenbürgen, seinen Bewohnern, seinen Städten und Gemeinden sowie seiner Geschichte vermitteln, um die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft Siebenbürgens besser verstehen zu könnnen. Bei der Verwirklichung dieses Gedankens standen und stehen Transylvania Tours das Jugendforum des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt sowie ungarische Freunde und Vereinsmitglieder hilfreich zur Seite. Sie beraten den Verein bei der Planung und Durchführung von Fahrten in den rumänischen beziehungsweise ungarischen Teil Siebenbürgens. Gleichzeitig nennen sie auch Namen von Ansprechpartnern, die die Reisegruppe vor Ort unterstützen. Da die Organisatoren und Verantwortlichen der Fahrten aus Siebenbürgen stammen und zumeist zwei der dort gesprochenen Sprachen beherrschen, ist man während des Aufenthalts auf einheimische Reiseleiter und Stadtführer nicht angewiesen. Zudem haben sich die Verantwortlichen und viele Teilnehmer durch die Veranstaltungen von Studium Transylvanicum und mittels Selbststudium ausreichend Wissen über die Geschichte Siebenbürgens angeeignet.
Der Ablauf der Fahrten und der Aufenthalt an den Zielorten ist unproblematisch und trotz vorher festgelegten Programms stets flexibel. Keiner muß auf Komfort verzichten, nur ist dieser auf das Nötigste beschränkt. Gemütliche, ehrwürdige Plumpsklos, Wasser aus dem Brunnen für den täglichen Gebrauch sowie oftmals die Zubereitung der Mahlzeiten in Eigenregie gehören einfach dazu und machen die Fahrten auch von dieser Seite unvergeßlich. Die Übernachtungen erfolgen in einem mittlerweile hervorragend ausgebauten Netz von gut eingerichteten (Jugend-) Herbergen (meist leerstehende Pfarrhäuser und Bauernhöfe). Dies gilt zumindest für den sächsischen Teil Siebenbürgens. In den ungarischen und rumänischen Gebieten wurden während der Besuche Kontakte zu kirchlichen Einrichtungen, Studentenwohnheimen, Hotels und Privatunterkünften geknüpft, die ein Übernachten auch dort problemlos ermöglichen.
Die Reise nach Böhmen und Mähren war der Beginn einer Fahrtenreihe, die in die ehemaligen Länder der Habsburgermonarchie in Ostmittel-, Südost- und Westeuropa führen soll. Das Konzept dieser Studienfahrten in die Geschichte eines Vielvölkerstaates, zu dem auch Siebenbürgen gehörte, sieht vor, daß die Reiseteilnehmer Kurzreferate zu bestimmten historischen, landeskundlichen oder politischen Themen vorbereiten und in der Gruppe vortragen. Die Teilnehmer der ersten Habsburgfahrt waren vom Konzept begeistert. Mittelfristig sind die nächsten Habsburgfahrten nach Vorderösterreich, Galizien und in die Slovakei vorgesehen.
Auch mit Institutionen und Vereinen in Deutschland pflegt Transylvania Tours gute Kontakte, besonders im Hinblick auf deren Jugend- und Nachwuchsarbeit. Dazu zählen der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde, Studium Transylvanicum, die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland, die DJO-Deutsche Jugend in Europa und andere. Dabei kommt es immer wieder zu gemeinschaftlichen Vorhaben, die im Geiste partnerschaftlicher Kooperation durchgeführt werden. Als bisher größtes Vorhaben fand im September 1992 ein Siebenbürgischer Workshop in Hermannstadt statt. Referenten aus Deutschland, Ungarn und Rumänien, Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kirche und Politik sowie Teilnehmer aus zahlreichen europäischen Ländern nahmen daran teil.
Mittlerweile hat Transylvania Tours einen gewissen Bekanntheitsgrad
erreicht, der aber so weit gediehen ist, daß der Verein aufgrund seiner
erlangten Erfahrung bei der Planung, Organisation und Durchführung
vornehmlich von Jugend- und Studienfahrten nach Siebenbürgen gelegentlich
von anderen Vereinen, Schulklassen, Lehrstühlen oder Privatpersonen zur
Mithilfe bei Fahrten nach Siebenbürgen oder Rumänien herangezogen
wird. Diesen Service leistet Transylvania Tours gerne, dient er doch dem Zweck,
Siebenbürgen mehr Menschen bekannt zu machen und einen Jugendaustausch auf
breiter Ebene zu fördern. Abschließend ein herzliches Dankeschön
an alle, die mitgeholfen haben, den Verein bis heute zu erhalten, vor allem ein
»Danke« für ihren Idealismus.
Ein großer Dank gilt
besonders dem Jugendforum in Hermannstadt.