Lage
Dort, wo die Karpaten in ihrem Verlauf die südöstliche
Richtung verlassen und in engem Bogen nach Westen abbiegen, umschließen
sie, einer riesigen Wehranlage gleichend, das Burzenland. In dessen südwestlichen
Winkel liegt die Gemeinde Wolkendorf. Von welcher Seite immer man sich dem
Ort nähert, bilden die nahen Berge eine beeindruckended Kulisse: Im Süden
der Butschetsch (2508 m), im Osten der Schuler (1804 m) mit der "Schlafenden
Jungfrau", im Norden der Zeidner Berg (1294 m), im Südwesten der
Königstein (2240 m), nahe daran die Hohe Koppe (1630 m), "unser
Gebirge", im Westen und Nordwesten der Perschaner Höhenzug mit
der "Hüpek" (976 m), der markantesten Erhebung auf
Wolkendorfer Gebiet.
Ortsname, Hattert
Wolkendorf heißt
rumänisch Vulcan, ungarisch Szászvolkány
und liegt etwa 606 m ü.M. Der Hattert ist von mittlerer Größe.
Äcker und Gärten: 853 ha; Wiesen und Weiden: 1159 ha; Wald: 2156
ha; die Gebirgsweide Koppen: 460 ha; insgesamt 4628 ha.
Geschichtliches
Kirche, Kirchenburg und Friedhof
Eine romanische Kirche
wird im 13. Jahrhundert erbaut (Triumphbogen und Grundmauern sind
erhalten), im 15. Jahrhundert wird die Kirchenburg mit einer 6 bis 10
Meter hohen Ringmauer umgeben (die Vorratskammern sind auf der Süd-,
West- und Nordseite noch erhalten).
Gemeinschaftsbauten
1891: Rathaus und Pfarrhaus; 1892-93:
Volksschule (stilvolles Gebäude mit vier Klassenzimmern, einem
Turnsaal und Musikzimmer); 1908: neue Gemeindemühle; 1910-11:
Erholungsheim in der Obergasse (es wird 1938 von der Kirche erworben und
1939-48 als Waisenhaus genutzt); 1913: Elektrizitätswerk (das Wasser
für die Turbinen wird etwa 5 km oberhalb von Wolkendorf aus der
Burzen abgezweigt und in einem 2 m dicken Rohr entlang des Höhenzuges
in ein Gefälle von etwa 30 m geleitet); 1913: neues Sägewerk;
1914: Gasthaus "Zum grünen Kranz" wird eröffnet; 1927:
Schlachthaus; 1930: Freibad. Am 1. Dezember 1940 wird die von sächsischen
Baumeistern erbaute rumänische Schule eröffnet. Die Gemeinde
besitzt bis 1948 vier Lehrerhöfe. 1962: Das 1942 im Rohbau erbaute
Gesellschaftshaus wird von der Landeskirche als Pensionistenheim
fertiggestellt.
Vereine, Einrichtungen, Organisationen
Zu Beginn des 19.
Jahrhunderts gibt es drei Nachbarschaften, 1838-1990 sind es vier.
Wolkendorfer Sänger beteiligen sich am 28. Mai 1868 am
Gesangsvolksfest im Zeidner Wald. 1869 wird der Leseverein gegründet
und ein Jahr später in das Kasino umgewandelt. 1872 gründet
Pfarrer Franz Sindel den Turnverein. 1873 besitzt die Bibliothek 176
Jugendbücher, 14 sonstige Bände und 38 Fachbücher für
Lehrer. 1881 werden die Mädchen in den Gesangverein aufgenommen, 1883
wird die "Freiwillige Feuerwehr" gegründet, 1884 der
evangelische Frauenverein. Die Blaskapelle unter Johann Eiwen nimmt 1886
eine Spitzenstellung im Burzenland ein. Die Wolkendorfer Turner beteiligen
sich 1902 am Siebenbürgischen Turnfest in Hermannstadt. 1920 leitet
der spätere Rektor Paul Kauth den gemischter Chor (über 50
Mitglieder) und zugleich den Kirchenchor. Im selben Jahr werden der
Gewerbeverein und Jagdverein gegründet. Die Blaskapelle unter Martin
Thies gehört in den 30er Jahren zu den besten im Burzenland. 1935: Gründung
der Maschinengenossenschaft. 1938: Heinrich Preidt und Peter Schabel
nehmen am deutschen Turn- und Sportfest in Breslau teil, ein Höhepunkt
in der Sportgeschichte Wolkendorfs. 1952 schult der Dirigent und Komponist
Rudi Klusch eine neue Blaskapelle ein, die Hans Els 1952-1973 leitet.
Albert Schnabel leitet 1969-1990 den Kirchenchor, als Höhepunkt wird
zu Ostern 1979 die Johannes-Passion aufgeführt. 1979 Hugo Domokosch
gründet eine Blasmusik, die Hans Fröhlich 1980 übernimmt.
Landwirtschaft, Gewerbe, Handel, Wirtschaft
Die
Wasserversorgung war schon seit der Ansiedlung unzureichend. Eine
Gemeinschaftsarbeit der Wolkendorfer, Zeidner und Heldsdorfer behebt den
Mangel 1430-1435: Oberhalb von Wolkendorf wird das Wasser aus der Burzen
in den Mühlenbach (Neugraben) abgeleitet.
Bevölkerungsentwicklung
Persönlichkeiten der Gemeinde
Opfer der beiden Weltkriege
Zwei Gedenktafeln in der
Kirche erinnern an die 29 Gefallenen des 1. Weltkrieges und die 85 Opfer
des 2. Weltkrieges (55 Gefallene und 30 in der Deportation Verstorbene).
Die Heimatgemeinschaft in Deutschland
Die in Deutschland
lebenden Wolkendorfer treffen sich zum erstenmal 1950 in Stuttgart.
Organisator ist Martin Dreßnandt zunächst allein, später
(bis 1970) gemeinsam mit Kurt Zikeli. Dieser führt die Nachbarschaft
1970-1989 und organisiert 1970 eine Spendeaktion (DM 11000) für die
Anschaffung der Läuteanlage in Wolkendorf. Viele Wolkendorfer haben
um Augsburg, Erlangen, und Tuttlingen Heimat gefunden, wo im Turnus jedes
dritte Jahr das Wolkendorfer Treffen abgehalten wird. Beim 1. Wolkendorfer
Treffen 1983 in Dinkelsbühl, wird die HOG-Wolkendorf gegründet.
Das 2. Treffen findet 1986 in Augsburg statt. Beim 3. Treffen 1989 in
Tuttlingen wird Helmut Beer zum Nachbarvater gewählt, der das Amt bis
heute innehat. Das 4. Treffen wird 1992 in Fürth, das fünfte
1995 in Tuttlingen abgehalten. Das sechste ist für den 9.-11.
September 1998 in Friedberg bei Augsburg geplant.
Das "Wolkendorf
Heimatblatt" wird seit 1985 von Helmut Beer herausgegeben. Die
Heimatgemeinschaft Wolkendorf hat derzeit 573 Familien-Mitglieder (1481
Personen). In Wolkendorf leben noch 145 evangelische Seelen. Die Gemeinde
wird seit 1976 von Pfarrer Klaus Daniel, dem derzeitigen Dechanten des
Kronstädter Kirchenbezirkes, betreut.
Nach siebenjähriger
Arbeit wird 1990 das Wolkendorfer Heimatbuch
(480 Seiten, 166 Bilder; Autoren: Wilhelm Beer, Richard Gober, Helmut
Beer) in einer Auflage von tausend Stück herausgegeben. Die Chronik
kann noch bei Helmut Beer, Igelweg 6, 22549 Hamburg, für 50.- DM
bestellt werden.