Schweischer

von Rose Schmidt

(erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung, 30. April 1995)

Kurzer geschichtlicher Überblick
Schweischer, eine siebenbürgisch-sächsische Ortschaft, rumänisch Fiser, ungarisch Sövenység, lateinisch Vicus Helvetiorum, liegt 585 m über dem Meeresspiegel, nordwestlich von Reps, im Kronstädter Bezirk. Urkundlich wurde Schweischer 1385 als "Schwyschir" erwähnt, die Schreibweise des Ortsnamens wurde mehrfach abgeändert, 1605 in "Schweischer", wie heute.

Die außerhalb des Ortes liegende Wehr- und gotische Saalkirche birgt einen wertvollen Flügelaltar (1522, Söhne des Veit Stoß) und kunstvolle Emporenmalerei (1647). Das Abendmahl wird aus zwei Kelchen des 16. und 17. Jahrhunderts, aus Silber, vergoldet, mit Edelsteinen besetzt, und von einer Patene (1688), Silber, vergoldet, gereicht. Unter "Pastorale" werden in mehr als fünf Jahrhunderten 50 Geistliche verzeichnet. Der letzte davon ist Alfred Sinn (1991). Aus der 1488 erstmals erwähnten deutschen Schule in Schweischer finden wir den Namen eines Lehrers, "Johannes Veingolt Campantor", am Altar eingeritzt. In den Matrikeln sind über 80 deutsche Erzieher sowie elf Lehrerinnen namentlich erfaßt. Die letzte Lehrerin ist Ortrun Morgen (1991). Bis 1900 wird der Unterricht in Räumen neben der Kirche abgehalten, im selben Jahr wird in der Mitte des Dorfes die neue deutsche evangelische Schule errichtet.

Im Ersten Weltkrieg fielen 15 Sachsen aus Schweischer, im Zweiten Weltkrieg 27 von 107 Kriegsdienstleistenden und von 1945 bis 1949 starben 15 von 111 Rußlanddeportierten.

Von 1680 bis 1900 finden wir 106 verschiedene deutsche Familiennamen mit unzähligen schriftlichen Abweichungen vor, 1944 noch 24 deutsche, 23 rumänische und 18 zigeunerische.

Die Gemarkung umfaßt 1881 ca. 2434 ha. Haupterwerb: Landwirtschaft, Viehzucht, Obstbau.

Zu den Vereinen und Vereinigungen gehörten die Bruder- und Schwesternschaften, der Gustav-Adolf-Verein (1871), der Evangelische Frauenverein (1900), der Raiffeisenverein (1901), der Landwirtschaftsverein (1911), der Leseverein für Männer und Frauen (1913) sowie Genossenschaftsvereine, Molkereiverbände, der Transylvania Versicherungsverein.

Bis zum Zweiten Weltkrieg wird den Deutschen in Rumänien freie Ausübung des religiösen, kulturellen und politischen Lebens gewährt. Ab 1944 folgen Jahre der Zersplitterung, Bestrafung, Entrechtung, Enteignung, Verschleppung. Die sozialistische Umkrempelung der Landwirtschaft entwurzelt die Bauern, die Assimilierungsbestrebungen seitens des Staates lösen Angst sowie kulturellsprachlichen Identitätsverlust aus. Dadurch wird die Aussiedlung vieler Sachsen aus Schweischer beschleunigt.

1990 wird das evangelische Pfarrhaus in Schweischer in ein Altenheim für Siebenbürger Sachsen um- und ausgebaut.

Heimatortsgemeinschaft in Deutschland
Jahrhunderte lang geübt, tolerant zu sein, fällt es den Schweischern nicht schwer, sich in der jeweiligen neuen Heimat (Deutschland, Österreich, USA usw.) einzuordnen und in gutem Einverständnis mit den Menschen der Umgebung zu leben. Der in der Heimat erworbene Gemeinschaftssinn wird vorerst in kleinen Gruppentreffen, zu festlichen Anlässen, und später in der Heimatortsgemeinschaft weitergepflegt. Die HOG Schweischer bemüht sich, den in der Heimat Verbliebenen seelische und materielle Hilfe zu bieten, Kulturgut zu sammeln und zu pflegen.

Das größte Niederlassungszentrum der Schweischer in Deutschland ist Bietigheim in Baden-Württemberg. Hier findet jährlich ein Advents- oder Kaffeenachmittag statt. Jedes zweite Jahr kommen die Schweischer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und aus Übersee zu ihrem großen HOG-Treffen unter der Leitung des Vorsitzenden Werner Helwig zusammen, um sich gemeinsam zu freuen und Erlebnisse auszutauschen. Jedoch verbindet sie auch Trauer; Bei Begräbnissen von Landsleuten werden traditionelle Hilfeleistungen weiter gewährt. Durch ansehnliche Spenden konnte die HOG Schweischer 1993 ein wertvolles Heimatbuch herausgeben.



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Dokument: ../orte/schweischer/index.html, Autor: Monika Ferrier, letzte Änderung am 12.07.98 Dirk Beckesch