Schönbirk

von Peter Gross

(erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung, 20. Juni 1995)

Geschichtlicher Überblick
Schönbirk, rumänisch Sigmir, ungarisch Szepnyir, sächsisch Zapen, liegt in Nordsiebenbürgen, fünf Kilometer westlich der Kreisstadt Bistritz, in einem kleinen Tal, 379 m über dem Meeresspiegel. Der Name Schönbirk wird 1337 erstmals urkundlich erwähnt. Über die Gründung der Gemeinde ist weder aus Urkunden noch durch mündliche Überlieferung etwas zu erfahren.

In der Mitte der Gemeinde stehen die evangelische Kirche, die Schule und das Pfarrhaus. Der Grundstein der Kirche wurde 1796 unter Pfarrer von Schankebank gelegt, die Fertigstellung erfolgte drei Jahre später, bis auf den Turm, dessen Bau aus finanziellen Gründen erst 1821 beendet wurde. Turm und Kirche wurden mit Schindeln gedeckt. Auf dem Turm befanden sich drei Glocken, die von Johannes Andraschowski in Klausenburg während der Amtszeit von Pfarrer Friedrich Lani 1860 gegossen wurden. Die große Glocke trug die Inschrift: "Ich rufe zur Andacht in Freude und Schmerz, in Leben und im Tode". Der 1860 gegossenen und 1873 angeschafften mittleren Glocke war kein langes Dasein beschieden: im März 1879 bekam sie einen Riß. 1880 wurden bei dem Wiener-Neustädter Glockengießer Ignaz Hilzer eine neue Glocke und ein Schulglöcklein bestellt. Die mittlere und kleinere Glocke wurden 1916 für Kriegszwecke eingeschmolzen; die große Glocke, die auch abgeliefert werden sollte, ist der Gemeinde erhalten geblieben, da sie in Verbindung mit der Turmuhr stand. 1927 wurden wieder eine mittlere und kleine Glocke geweiht.

Die frühere (alte) Kirche stand vor 1796 in der oberen Gasse neben dem Haus Nummer 120 und war vom Friedhof umgeben. Da sie baufällig war, wurde die alte Kirche abgerissen.

Die neue Kirche war für die damaligen Verhältnisse ein großer Bau - der Turm 35 m hoch; zehn große Fenster spendeten auch an trüben Tagen genügend Licht. Der Altar mit Altarpyramide und Rose wurde 1847 von Herrn Pfluger aus Bistritz angefertigt, das Altarbild im selben Jahr vom Bistritzer Kunstmaler Giesel. Es stellt den knienden Christus dar, auf den durch ein Wolkenloch ein heller Lichtstrahl fällt. 1885 wurde ein neuer Kanzeldeckel angebracht, eine Stiftung von Andreas Dorfi und Gattin, Hausnummer 79. Erfreulich war auch die Stiftung der Schönbirker aus Youngstown, Ohio (USA), für eine neue Orgel. Der Abendmahlskelch besteht aus Silber und ist außen vergoldet; durch seine Verzierungen ist er ein Prachtstück. Ein zinnener Kelch trägt eine Inschrift aus dem Jahre 1714. Der Wein wurde aus vier Zinnkelchen zu je einem Maß in die Abendmahlskelche gegossen. Als die Siebenbürger Sachsen am 19. September 1944 infolge der Kriegsereignisse Schönbirk verlassen mußten, wurde das Dorf geplündert - sogar die gute, schöne Orgel.

Die ausschließlich bäuerliche Bevölkerung von Schönbirk betrieb vor allem Acker- und Obstbau sowie Viehzucht. Da die Lage für Weinbau nicht ideal war, gab es nur wenige Weinberge, die Hannes Lörenz 1737 angebaut hatte; 1745 fand die erste Weinlese statt.

In Schönbirk gab es folgende Vereine und Kulturformationen: Blasmusikkapelle, Feuerwehr, Landwirtschaftsverein, Frauenverein (gegründet 1902 unter dem Vorsitz der Pfarrersfrau Pauline Bertleff) sowie Bruder- und Schwesternschaft. Größere Unglücksfälle gab es 1849 (Hagelschlag), 1872 (Überschwemmung) sowie in den nächsten Jahren die Cholera und Diphteritis. In der Zeit vom 6. August bis 29. September 1873 starben 53 Menschen von insgesamt 530 an Cholera, 1875 starben 21 an Diphterie.

Nach unserer Chronik hatte Schönbirk im Jahre 1868 genau 531 Seelen, 1877 dann 552 Seelen. Bei der Volkszählung von 1921 lebten 540 Menschen in Schönbirk, davon 354 Sachsen. 1927 waren es 580, davon 357 Sachsen, und 1944 wurden 620 Personen, davon 358 Deutsche, registriert. Heute lebt unseres Wissens kein Sachse mehr in Schönbirk.

Die Heimatortsgemeinschaft
Da eine Rückführung nach Siebenbürgen nach dem Krieg nicht möglich war, haben sich die meisten Schönbirker in Oberösterreich im Raum Vöcklabruck seßhaft gemacht, nur wenige sind nach Deutschland, in die USA oder nach Kanada ausgewandert. Wann die HOG Schönbirk gegründet wurde, ist nicht genau bekannt, aber die im Raum Vöcklabruck ansässigen Landsleute haben oft Zusammenkünfte veranstaltet. Das 1. Schönbirker Heimattreffen fand 1972 in Rosenau, Gemeinde Seewalchen, statt, das zweite 1975 in Gampern, das dritte 1979 im Siebenbürgerheim Vöcklabruck-Dürnau, das vierte 1982 in Seewalchen. Aus Anlaß der 50jährigen Wiederkehr der Evakuierung unserer Gemeinde fand im September 1994 das vierte Treffen in Gampern statt, der Gemeinde, in der alle Schönbirker nach der Flucht untergebracht waren.

Schönbirk hat zwei Heimatbücher herausgebracht: das erste erschien 1981; weil es aber unvollständig war, wurde ein zweites herausgegeben. Der Verfasser beider Bücher ist Hanspeter Zehner.



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Dokument: ../orte/schoenbirk/index.html, Autor: Monika Ferrier, letzte Änderung am 12.07.98 Dirk Beckesch