HOG Schönau

von Annemarie Morgen

Aus Siebenbürgen - alte Heimat

Schönau, sächsisch Schienen, rumänisch Sona, ungarisch Szépmezö, liegt 10 Kilometer östlich von Blasendorf, am linken Ufer der Kleinen Kokel. Urkundlich wird der Ort erstmals 1313 erwähnt, als die Grundherren, die Grafen Daniel und Nikolaus von Kelling, das Dorf abtraten an den Woiwoden Ladislaus Kan (1294-1315). Dafür erhielten die beiden Grafen im Tausch die Gemeinde Gergeschdorf und Rothkirch im Zekeschgebiet. Schönau war eine untertänige Ortschaft im Kokelburger Komitat. Kirchlich gehörte Schönau um 1335 zum Kokler Archidiakonat und um 1565 zum Bulkescher Kapitel. Es ist möglich, daß Schönau eine Gründung der Kellinger Grafen in der Zeit König Stefans V. (1270-1272) war oder vom frommen und mächtigen Grafen Nikolaus von Talmesch gegründet wurde. Letztere These wird wissenschaftlich überzeugend in einer Studie des ehemaligen Ortspfarrers Wilhelm Capesius vertreten.

1322 verlieh König Karl Robert (1308-1342) Schönau dem Nikolaus von Talmesch, der die Ortschaft 1342 an seine Schwester Katharina und deren Ehegatten, Graf von Heltau, weitergab. In einer Steuerliste von 1335 wird der Pfarrer Syfridus von Schönau und 1397 werden mehrere Prozesse der Adligen gegen das Dorf erwähnt.

1417 schenkte Domherr Michael, Sohn des ehemaligen Vizewoiwoden Peter, die Hälfte seiner Besitzung "Zéépmezéw" mit seinem väterlichen Hof sowie die Hälfte einer an der Kokel liegenden Mühle seiner Nichte Susanna, der Gattin des Nikolaus von Kyzdy. Die andere Hälfte von Schönau schenkte Michael seinen Nichten Anna, Gattin des Nikolaus von Malmkrog und Katharina, Gattin des Stephan von Diod. Dadurch gelangte Schönau in den Besitz ungarischer Adliger. In den Jahren 1848-1869 kaufte die Gemeinde auch den letzten Herrschaftlichen Besitz für 30.000 Florin (Gulden) auf.

Um 1310 gehörten die Gemeinden Bulkesch, Schönau, Panade und Sincel irgendwie zusammen, denn sie nutzten gemeinsam die Martinskirche (sächsisch: Mearteskirch) in Schönau. Von dieser Kirche, die bereits 1252 urkundlich erwähnt wird, sind noch einige Spuren erhalten. Etwa 1450-1452 wurde sie abgetragen und eine neue Kirche errichtet. Diese Maßnahme wurde vermutlich getroffen, damit sich die kleinen Niederlassungen aus der Umgebung zu einer geschlossenen Ortschaft zusammentun und sich vor der Gefahr der Mongolen, Tataren und später Türken besser schützen konnten.

Zwei Großbrände wurden im 17. und 19. Jahrhundert erwähnt: 1654 wurde die ganze Gemeinde außer der Kirche zerstört und 1859 brannte ein Großfeuer das Dorf ab, außer der Kirche, Schule und zehn Häusern (die mit Dachziegeln gedeckt waren, und keine Strohdächer besaßen).

1657 wurde die Kirche renoviert, 1826 erhielt der Glockenturm seine heutige Gestalt. 1844-1845 wurde die Kirche umgebaut, 1847 wurde ein neuer Altar aufgestellt. 1852 ließen die Schönauer eine neue Orgel mit acht Registern bauen.

Das alte Pfarrhaus von 1696 wurde abgetragen und ein neues im Jahre 1875 errichtet. Auf der Südseite des Glockenturms wurde 1871 eine zweigeschossige Schule gebaut; aus dem Jahre 1930 stammt die neue Schule, die auch heute noch gut erhalten ist. 1910 wurden die Ringmauern nivelliert und mit Dachziegeln versehen. 1912 wird eine Turmuhr angeschafft von I.I. Fuchs und Sohn Bernburg.

Eine der erste Nachrichten über die Schule in Schönau finden wir im Lebenslauf des späteren Bürgers von Kronstadt, Daniel Nehesch Schuller, der 1606 als Pfarrersohn in Schönau geboren wurde. Er besuchte die Schule in Schönau 1616 - 1618, als ein gewisser Sutorius Schulmeister war.

Einer der bedeutesten Pfarrer der Gemeinde war Karl Reinerth (1921-1928), Theologe und Kirchenhistoriker.

Als Hörigengemeinde führte Schönau in der Vorreformatorischen Zeit eine Zehntquarte an den Pfarrer und drei Zehntquarten an den Weißenburger Bischof ab. Nach der Reformation erhielten die Grundherren diese drei Zehntquarten und führten ihrerseits dem Fiskus einen Pachtzins ab. 1780 führte die Gemeinde Prozeß gegen die Grundherren, die sich viele Übergriffe erlaubt hatten.

Vier Jahre später, 1784, vertrieben die Leibeigenen das Vieh der Grundherren von der Weide und beteiligten sich damit am Bauernaufstand unter Horia. Es war ein Beispiel der Verbundenheit zwischen den rumänischen, ungarischen und sächsischen Armen im Kampf gegen Willkür, Unterdrückung und Verletzung ihrer Rechte.

Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Schönauer den Adelsbesitz abgekauft hatten, wurden sie wohlhabender durch ihren Fleiß im Ackerbau, Weinbau und in der Viehzucht. Neben den Landwirten, die die Mehrheit bildeten, gab es auch ein paar Handwerker (Hufschmiede, Wagner, Schuster, Fleischer, Maurer, Käsemeister). Zudem befanden sich in Schönau 2-3 Kleinwarenläden.

In Schönau gab es mehrere Vereine und Kulturformationen: Blaskapelle, Frauenverein, Freiwillige Feuerwehr, seit 1884 Männerverein, Schwesternschaft und Bruderschaft. Von diesen wurden auch die traditionellen Winterbälle veranstaltet (Feuerwehrball, Maskenball und der Frauen - und Trachtenball).

Fasching wurde in Schönau immer groß gefeiert. Den Höhepunkt erreichte der Fasching allerdings in den Jahren 1970-1990. Zu dieser Zeit wurden richtige, bühnenreife Programme für die Faschingsfeier einstudiert. Am Tag danach wurden Gruppenumzüge durch das ganze Dorf veranstaltet, was den Jungen und den Alten viel Spaß bereitete.

Das bedeutendste Jugendfest der Schönauer war das jährliche Rinnenfest. Alle Feldquellen wurden dabei von den Burschen gereinigt und Abflußrinnen instandgesetzt. Danach wurde ein Ochsenwagen geschmückt und die Burschen sind singend damit durch's Dorf gefahren, haben als Dank für ihre Arbeit von den Bauern Wein erhalten und am Abend damit ein schönes Fest veranstaltet.

1910 lebten in Schönau 1061 Deutsche, davon 525 Männer. 1920 waren es 1102 Seelen. Nach dem Zweiten Weltktieg betrug die Zahl der Sachsen etwa 1300, eine Zahl, die bis zur starken Aussiedlung von 1989 ziemlich konstant blieb. Heute leben in Schönau noch etwa 30 Sachsen. Über die Zahl der Rumänen und Zigeuner verfügen wir über keine genauen Daten. In der Ortschronik von Schönau, an der zur Zeit gearbeitet wird, sollen diese Zahlen auch bekanntgemacht werden. Es sei hier lediglich darauf hingewiesen, daß 1647 die rumänische SiedlungSpini auf Schönauer Hattert urkundlich erwähnt wird und 1873 aus der Überschwemmungszone der Kokel auf eine Anhöhe, heute Lunka Tirnavei, übersiedelt wurde.

Nach der Enteignung der deutschen Bauern im März 1945 war jeder auf sich gestellt und mußte sehen, wie er sich seinen Unterhalt verdiente. In diesen schweren Zeiten hatten sich viele ihr Brot bei der rumänischen Eisenbahngesellschaft oder auf verschiedenen Baustellen Rumäniens verdient. Später gingen sie in die Fabriken in den nahegelegenen Städten "Blasendorf" (Blaj) und "Kokelmarkt" (Tirnaveni). Andere versuchten es mit weiterbildenden Schulen, um später als Lehrer und in der Ortsverwaltung oder LPG-Verwaltung tätig zu sein. Viele besuchten die Ackerbauschule und brachten neue Ideen mit, was für ein Dorf wie Schönau, mit überwiegender Landwirtschaft sehr wichtig war.

Die Deportation nach Russland, zur Zwangsarbeit sowie die Enteignung des landwirtschaftlichen und gewerblichen Besitzes am Kriegsende, haben einen tiefen Stachel in den Herzen der Sachsen hinterlassen. Das Vertrauensverhältnis zum Vaterland war endgültig gebrochen, als Bürger zweiter Klasse abgestuft zu werden waren sie nicht einverstanden. Kommunistische Diktatur und Mißwirtschaft, gepaart mit einer vom Staat geförderten Rumänisierungspolitik, haben alles nur noch verschlechtert. Sie entschlossen sich zur Rückkehr in die Urheimat, um hier als Deutsche unter Deutschen in Freiheit zu leben.

So wie einst vor 850 Jahren die Ahnen im Osten ein Land der Freiheit und bessere Landesbedingungen suchten und fanden, so kehren die Sachsen heute in diese Urheimat zurück, nachdem man ihnen in Siebenbürgen ihres elterlichen Erbes enteignet, ihre völkische Identität in Frage gestellt und ihre Freiheit geraubt hat. Sie suchen und hoffen, auf ein neues zu Hause und eine bessere Zukunft für Ihre Kinder und Kindeskinder.


Aus Deutschland - neue Heimat

In Deutschland leben derzeit 1217 Schönauer in folgenden Bundesländern:
479 in Bayern
399 in Baden-Württemberg
219 in Nordrhein-Westfalen
97 in Hessen
9 in Rheinland-Pfalz
5 in Hamburg und je 4 in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, sowie 1 Person im Saarland. In Österreich leben 19, in Kanada 5, sowie in England und USA je 1 Person.

Trotz der großen Zerstreuung kommen die Schönauer auf Heimattreffen, Hochzeiten, Taufen und auch auf Beerdigungen zusammen. Um solche Sachen besser zu organisieren hat sich die HOG-Schönau neu organisiert. Dieses geschah am 31.08.1996 bei dem letzten Schönauer Treffen in Schorndorf.

Es wurde folgender Beschluß gefaßt und einstimmig gewählt:

I.- Folgende Mitglieder der HOG Schönau wurden in den Vorstand einstimmig gewählt:

1. Vorsitzender: Michael Reckerth, 51674 Wiehl-Drabenderhöhe, Mühlbachgasse 33, (02262/3962)
2. Erster Stellvertreter: Martin Göbbel sen. 73614 Schorndorf, Fridrich Fischerstr.1, (07181/61176)
3. Zweiter Stellvertreter: Michael Reckerth, 87452 Krugzell, Herzenshang (08374/5543)
4. Kassenwart: Wilhelm Theil, 73635 Rudersberg-Oberndorf, Bühlgärten 44 (07183/3659)
5. Kassenprüferin: Regina Wädt, 73207 Plochingen, Sudetenweg 3/5 (07153/72969)
6. Kassenprüferin: Anni Roth, 73453 Untergöningen, Lindenstr. 11 (07975/5368)
7. Kultur- und Pressereferent: Hans Gogesch, 85114 Buxheim, Birkenweg 13 (08458/8813)

II. Weiter wurden folgende Nachbarväter gewählt, die die Aufgabe haben, zusammen mit einem Komitee das Sie sich vor Ort, also in Ihrer Nachbarschaft wählen, die ganze Aktivitäten der Nachbarschaften zu leiten und wenn Sie an der Reihe sind, das Schönauer Treffen zu organisieren.

Nachbarschaft Nr. 1 Baden-Württemberg
Hans Morgen, 73614 Schorndorf, Eugenstr.8 (07181/74152)

Nachbarschaft Nr. 2 Bayern Süd
Wilhelm Schelker, 87600 Kaufbeuren, Arlbergstr.3A (08341/17308)
Johanna Miess, 81925 München, Fritz Mayer Weg 9 (089/953795)

Nachbarschaft Nr. 3 Bayern Nord
Michael Durst, 96148 Baunach, Stufenburgstr. 16 (09544/7309)
Elisabeth Müller, 90766 Fürth, Scherbsgraben (0911/737699)

Nachbarschaft Nr. 4 Nordrhein Westfalen
Hans Schelker, 51674 Wiehl 3-Drabenderhöhe, Klausenburgergasse 29 (02262/4251)
Hans Konnerth, 42855 Remscheid, Eschenstr.23 (02191/385501)

Nachbarschaft Nr. 5 Hessen
Paul Hans Bortmes, 63543 Neuberg 1, Ronneburgstr.12, ( 06183 / 71471). Zu dieser Nachbarschaft sollten auch die Schönauer von R.L.Pfalz dazugehören, sowie in die 2. Nachbarschaft die Schönauer aus Österreich.

Weiter wurde folgendes beschlossen: Der Vorsitzende hat dafür zu sorgen, daß jedes 2. Jahr das Schönauer Treffen stattfindet und jedes mal in einer anderen Nachbarschaft, organisiert von dem jeweiligen Nachbarvater. Die Reihenfolge sollen die frischgewählten Nachbarväter unter sich ausmachen.

Der Vorstand sollte jedes 4. Jahr wieder gewählt werden. Auf jedem Schönauer Treffen sollte er einen Bericht abgeben über alle Aktivitäten in der Zwischenzeit. Ein Kassenbericht sollte auch gemacht werden.

Alle hier gewählten Ämter werden ehrenamtlich und gewissenhaft durchgeführt. Dieses Protokoll sollte als Geburtsurkunde der neu organisierten HOG-Schönau dienen.


NEWS aus der HOG

Die Schönauer haben sich vorgenommen ein Buch über Schönau zu schreiben. Alle haben fleißig Material zusammengetragen, jeder nach seinen Möglichkeiten. Einen herzlichen Dank für jede Bemühung. Herr Hans Gogesch hat sich bereit erklärt alle Sachen zu sortieren und das Buch zusammenzufassen. Wir wünschen ihm eine glückliche Hand beim Zusammenstellen und beim Verleger-Finden.

Viele Bestellungen von Seiten der Schönauer werden erwünscht. Bestellungen nimmt Hans Gogesch entgegen: (08458/8813), oder Annemarie Morgen (07181/74152).

Im Jahr 1997 wird ein Ausflug geplant, um die neue Heimat besser kennenzulernen.

In Schorndorf wollen wir mit ein paar jüngeren und einigen älteren Frauen auch die schönen, alten Reigen wieder lernen, die man früher auf Bällen und Hochzeiten getanzt hat.

Wir werden uns auch auf anderen Gebieten Mühe geben und uns was einfallen lassen, um das Kulturgut von Siebenbürgen zu bewahren, und auch an die jüngere Generation weiterzugeben. Es soll uns aber nicht davon abhalten uns hier (Deutschland) in den jeweiligen Ortschaften, wo wir jetzt leben, zu integrieren und mit der einheimischen Bevölkerung anzufreunden und miteinander zu leben.



Anregungen, Kommentare und Kritik:


Annemarie Morgen, Eugenstraße 8, 73614 Schorndorf, Telefon: 07181/74152


Last modified: 26.06.99 db

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