Historischer Rückblick
Meschen, rumänisch
Mosna, ungarisch (Szasz-)Muszna, sächsisch Mäschn.
Der Name wird zurückgeführt auf das slawische mucha+ina>musina,
"Fliege", "Mücke". Eine Sage erzählt, daß
die damaligen Einwanderer aus Deutschland unschlüssig waren, in
welche Richtung sie ziehen sollten. Sie schlossen sich einer "Mäsch"
(einem Spatz) an, und wo diese Halt machte, ließen sie sich nieder,
bauten eine Kirche und gaben dem Ort den Namen des Vogels. Meschen liegt
an der alten Verkehrsstraße, die das mittlere Kokeltal mit dem
Fogarascher Land verbindet.
1491 wurde die jetzige Kirche, eine spätgotische Hallenkirche von bedeutendem kunstgeschichtlichem Wert, fertiggestellt. Baumeister war der Hermannstädter Steinmetz Andreas Lapicida. Weitere Baudenkmäler der Gemeinde sind der 50 Meter hohe Glockenturm mit drei riesigen Glocken sowie zwei Wehrtürmen und die Bastei. Das Ganze wird von der noch gut erhaltenen, doppelten Ringmauer umschlossen und ist somit eine der schönsten Kirchenburgen Siebenbürgens.
1495 verlieh König Wladislaus II. Meschen das Recht, Jahrmarkt und Wochenmarkt zu halten. 1532 waren in "Myschen" 235 Wirte wohnhaft.
Eine wirtschaftliche Blütezeit erreichte der Marktort im 15./16. Jahrhundert, als die Gewerbetreibenden sich in zahlreichen Zünften zusammenschlossen und die Gemeinde mit dem naheliegenden Mediasch um die Stadtrechte rivalisierte. In späteren Jahrhunderten bildete die bäuerliche Bevölkerung die Mehrheit der Einwohner, die neben Ackerbau und Viehzucht vor allem den Weinbau pflegten.
1849 wurde Stephan Ludwig Roth, der in Meschen als Pfarrer tätig war, von den Ungarn hier verhaftet und in Klausenburg hingerichtet.
1909-1910 wurde die heutige Schule für die sächsischen Kinder gebaut. 1948 werden die sieben Nachbarschaften zu vier verschmolzen, 1945 erfolgte die totale Enteignung aller Deutschen und die Deportation nach Rußland.
Übersicht der Bevölkerungsstruktur
Nationalität | 1930 | 1966 | 1977 | 1992 | 1994 |
---|---|---|---|---|---|
Rumänen | 821 | 1030 | 1147 | 1267 | --- |
Deutsche | 1302 | 1013 | 932 | 86 | 32 |
Zigeuner | keine Angaben |
224 | 376 | 522 | --- |
Ungarn | 18 | 21 | 29 | 19 | --- |
Russen | 1 | --- | --- | --- | --- |
Bulgaren | --- | --- | 2 | --- | --- |
Ingesamt | 2142 | 2288 | 2486 | 1894 | --- |
Das nicht funktionierende Postwesen machte einen Briefverkehr mit Rumänien bis Ende 1946 von Deutschland aus unmöglich. Erst danach erfuhr man die bittere Wahrheit von daheim. Erste Kontakte und Besuche fanden unter uns hier Lebenden statt. Anfang der 50er Jahre war ein Besuch nur in Gruppen mit Hotelaufenthalt möglich. Ein paar Jahre später bestand auch die Möglichkeit von Einzelbesuchen mit dem Pkw.
Die Organisation in der neuen Heimat
Die Zahl der
Aussiedler nahm mehr und mehr zu, und man machte sich darüber
Gedanken, wie man die Landsleute in einer Organisation vereinen könnte.
Dem Beispiel anderer Ortschaften folgend, fand das 1. Meschner Treffen am
30. und 31. Juli 1983 anläßlich der 700-Jahrfeier statt. Bei
unserem 4. Treffen, 1990, wurde ein Vorstand der HOG Meschen mit 7
Mitgliedern gewählt, der unsere Belange wahrnimmt und uns nach außen
vertritt. Parallel zur HOG wurde 1985 auch eine Nachbarschaft mit einem
gewählten Vorstand gegründet. Zwischendurch finden in Rosenheim
und in Hannover auch regionale Treffen statt.
Was tut sich in der Heimatgemeinde?
Die Unterstützung
unserer Meschner Landsleute daheim war für uns vor und nach der "Revolution"
selbstverständlich. Mit Beginn der großen Auswanderungswelle
verließen der letzte Pfarrer sowie der Burghüter Meschen. Der
Kurator unseres Dorfes, die Stütze von einst 1300 Sachsen, wollte
darauf den kleinen Rest von nur noch 86 Seelen auch verlassen. Sollte das
schöne Pfarrhaus, die Burghüterwohnung und nicht zuletzt die schöne
Kirche mit der Burganlage unbewacht und somit der Plünderung und
Verwahrlosung preisgegeben werden? Der Vorstand sah es als seine Aufgabe
an, hier helfend einzugreifen. Mit Hilfe der HOG wurde eine Burghüterin
neu verpflichtet, die vom Landeskirchenamt in Mediasch und zur Hälfte
von der HOG bezahlt wird. Wir sichern so eine vorbildliche Pflege und
Bewachung aller Gebäude und Anlagen einschließlich des
Friedhofes. Das Pfarrhaus wurde als Gästehaus und Treffpunkt für
die Daheimgebliebenen hergerichtet. Der alle drei Wochen stattfindende
Gottesdienst wird dort abgehalten. Das Pfarrhaus, mit 15 Betten
ausgestattet, bietet Landsleuten und anderen Gästen, die es in die
Heimat zieht, gegen eine geringe Benutzungsgebühr eine Herberge. Der
Friedhof ist gut gepflegt und wurde mit Hilfe von Spendengeldern neu
eingezäunt. Leider findet das dort Geleistete, aus welchen Gründen
auch immer, nicht die Zustimmung aller. Der Vorstand versteht es weiterhin
als seine Pflicht, sich für die noch dort weit unter dem
Existenzminimum lebenden 32 Meschner Nachbarn einzusetzen. Nachdem das schöne
Glockengeläut für einige Zeit verstummt war, erfreut es nun,
dank unserer Hilfe, zu allen Anlässen wieder die Einwohner. Das
Heimatgefühl sollte uns jetzt noch nicht verlorengehen, denn in naher
Zukunft wird alles nur noch Geschichte sein.
Wenn man von der ursprünglichen Einwohnerzahl der Meschner Sachsen ausgeht, müßten etwa 1200 in der Bundesrepublik und der Rest im übrigen Ausland eine neue Heimat gefunden haben.
Heimatbuch: "Meschen - eine bleibende Erinnerung", Wort und Welt Verlag, Thaur bei Innsbruck, 1994. Zu bestellen bei Georg Schneider, Lerchenfeldstr. 18, D-30539 Hannover.