1272-1278: König Ladislaus IV. der Kumane von Ungarn schenkt das heutige Gebiet um Martinsdorf dem Gräfen Nikolaus von Talmesch.
1290: Martinsdorf wird von Graf Nikolaus angelegt.
1290-1301: Unter Andreas III., dem letzten König des Hauses Arpad, wird Martinsdorf als junge Gemeinde im Schelker Kapitel bezeichnet und damit urkundlich erwähnt.
1318: Die Stühle Mediasch und Schelk gelten als Ausbaugebiet. 1319 sind die Rechtsverhältnisse von Martinsdorf noch nicht gefestigt. 1326 schenkt Graf Nikolaus die Besitzungen von Martinsdorf seinem Neffen Michael Paulus.
1357: Pfarrer des Schelker Kapitels klagen um den Zehnten beim Bischof zu Weißenburg.
1364: Magister Konya von Preßburg und der Graner Bischof, Söhne des siebenbürgischen Woiwoden Thomas, treten Martinsdorf und die benachbarte Ortschaft Gesäß im Tausch gegen Seiden und Bulkesch an den Gräfen Johann von Heltau ab.
1373 verleiht Gregor XI. die Pfarrstelle von Zied dem Pfarrer Michael von Martinsdorf.
1399: Johann, ein Sohn des Michael von Martinsdorf läßt sich die Verleihungsurkunde beglaubigen.
1414: Im Streit der Pfarrer um den Zehnten spricht der Bischof von Weißenburg, Gentilis, dem Schelker Kapitel den ganzen Zehnten zu. Eine Inschrift mit der Jahresangabe 1414 auf einem Balken des Turmes belegt, daß es in dieser Zeit bereits eine steinerne Kirche mit Turm gibt.
1458-1490: Unter König Mathias Corvinus befürchten die Adligen eine Beschränkung ihrer Rechte in Martinsdorf.
1490-1519: Verheerende Türkenkriege, die auch Martinsdorf schwer in Mitleidenschaft ziehen.
1520: Johann Lulay, Königsrichter von Hermannstadt, der die Besitzungen von Martinsdorf von Nikolaus Bethlen erworben hat, vererbt diese an seinen Schwiegersohn, den Sachsengrafen Markus Pempflinger.
1521: Abgeordnete der Sieben Stühle teilen Weißendorf an die Gemeinden Almen, Meschen, Mortesdorf und Martinsdorf auf. Damit wird Weißendorf aufgelöst.
1703-1707: Martinsdorf wird in den Kurutzenkriegen von Adligen belagert und drangsaliert.
1738: In nur drei Monaten sterben 100 Menschen an der Pest, das Dorf zählt danach nur noch 508 Seelen.
1787: Die Bewohner protestieren beim Gubernium gegen das Vorhaben, den Amtssitz des Oberweißenburger (Oberalbenser) Komitats nach Martinsdorf zu verlegen. 1790 erhalten sie einen abschlägigen Bescheid.
1800 zieht die Oberbehörde des Oberalbenser Komitats endgültig in die in Martinsdorf errichteten Gebäude ein und bleibt dort bis 1849. Martinsdorf ist damit Vorort des Oberalbenser Komitats.
1836: Bau einer neuen Schule.
1861-1863: Die alte Kirche wird abgetragen, eine neue und größere Saalkirche wird errichtet. Bei der festlichen Einweihung am 22. November 1863 wird Dr. Martin Schenker, gebürtiger Martinsdorfer, der den Vorsitz des Gustav-Adolf-Vereins in Wien inne hat, herzlich empfangen.
1889: Das Gefängnis und die seit 1849 leerstehenden Gebäude der Oberalbenser Komitatsbehörde werden von den Martinsdorfern abgerissen.
1896 wird die Kirche abgetragen, die zum Teil baufällig war.
1898-1899 wird eine neue Schule gebaut und eingeweiht.
Die Dreifelderwirtschaft wird durch die Kommassation aufgelöst, es werden Obstbäume angepflanzt, die Hänge werden landwirtschaftlich genutzt. Viele Familien wandern nach Amerika aus, weil die Weinberge durch die Peronospora zerstört werden und die Erträge keine Existenzgrundlage mehr sichern.
1914-1919: Zahlreiche Männer müssen an die Front, 21 fallen, viele werden verletzt. Anschluß an Rumänien. 1920-21: Aufgrund rumänischer Reformen werden 518 Hektar Wald enteignet und den Gemeinden Ghijiasa, Vecerd und Birgis zugeteilt. Für die Gemeinde bedeutet das einen großen Verlust.
1924: Gemeindesaal wird gebaut. Zwischen zwei sächsischen Höfen (Seiler/Hartmann) wird die rumänische Schule errichtet.
1930: Volkszählung: 694 Sachsen, 130 Rumänen und Zigeuner, 3 Ungarn.
1931: Kultureller Höhepunkt im Dorfleben: "Wilhelm Thell" wird aufgeführt.
1932: Dörrobst- und Marmelade-Haus wird errichtet, eine neue Friedhofskapelle gebaut. 1933 entsteht eine neue Baumschule, Obstgärten und neue Weinberge werden angelegt.
Die Schwesterschaft kauft einen neuen Webstuhl, womit Stoffe für Trachten gewebt werden; die Bruderschaft veranstaltet Fortbildungskurse; im allgemeinen herrscht in den Wintermonaten ein reges Nachbarschafts- und Vereinsleben.
1939-1945: Im Zweiten Weltkrieg müssen 167 Männer an die Front, 33 fallen oder sind vermißt.
14. Januar 1945: In der Nacht werden die Sachsen aus ihren Häusern in den Saal getrieben, 134 werden zur Zwangsarbeit nach Rußland verschleppt. In den fünf Jahren sterben 14 Leute aus Martinsdorf. Viele werden aus der Sowjetunion nach Deutschland entlassen, andere machen sich auf den Weg nach Rumänien.
23. März 1945: Völlige Enteignung, auch das Getreide aus dem Keller wird den Leuten weggenommen; sie bleiben bettelarm. 106 Kolonisten-Familien kommen aus dem Westgebirge, und mit ihnen muß man bis 1956/1958 Haus und Hof teilen. Die Kolonisten ziehen schließlich weg, weil sie nicht in die 1954 gegründeten LPG eintreten wollen. Viele Sachsen arbeiten auf der Staatsfarm, die 1950 gegründet wurde. Das Leben im Dorf normalisiert sich. Die Häuser, die man vom Staat zurückerhalten hat, werden renoviert.
1959: Einführung des elektrischen Stroms.
1958: Erste Bewohner reisen nach Deutschland aus; in den 70er Jahren folgen immer mehr. Im Dorf sind wenige Verdienstmöglichkeiten, man ist von der Stadt abgelegen, und so zerstreuen sich die Martinsdorfer auch in Siebenbürgen.
1987 leben 440 gebürtige Martinsdorfer (zum Teil zerstreut) in Rumänien, 404 in anderen Ländern.
1995 wohnen etwa noch 55 aus Martinsdorf gebürtige Sachsen in Rumänien, davon 25 in der Heimatgemeinde. 716 Martinsdorfer leben verstreut in Deutschland, Österreich, Kanada, den USA und anderen Ländern.