Maniersch |
von Dipl. Ing. Stefan Wellmann +07.10.1997
Die Gemeinde Maniersch, (rumänisch Magherus, ungarisch Küküllömagyaros) liegt in einem Seitental der Großen Kokel, 4 km von der Hauptstraße, die von Schäßburg nach Neumarkt (Tirgu Mures) führt.
1142-1162 | Unter der Regierung des ung. Königs Geisa II. werden deutsche Siedler aus Gebieten um Rhein und Mosel in die Hermannstädter Provinz gerufen. |
1241/42 | Beginn der Besiedelung des Zwischenkokelgebietes. |
28.04.1391 | Maniersch (lat. Monyoros) wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
Grundherr ist Ladislaus von Epeschdorf, der sich mit Gregor von Bethlen und Peter von Malmkrog gegenseitig zu Erben einsetzt. |
1393 | Maniersch wird von König Sigmund an Salomon von Nadesch vergeben. |
1394 | Der ungarische König vergibt Johannisdorf mit seinen Zubehörteilen,
zu denen als Tochtergründung ursprünglich auch Maniersch gehörte,
an den Szeklergrafen Nikolaus Desews (Dezsös = Desiderius). Die Grundherren Gregor von Bethlen und Petrus von Malmkrog, sowie Salomon und Michael von Nadesch erheben dagegen Einspruch. |
1399 | Anna, die Witwe nach Ladislaus von Epeschdorf, die inzwischen Michael von Zombor (Sommer) geheiratet hat, erhebt im Besitz der Urkunden ihres verstorbenen Gatten Anspruch auf Maniersch. |
1416 | Streit um Maniersch zwischen Michael von Nadesch und den beiden Adelsfamilien Bethlen und Apafi. |
1435 | Teile von Maniersch werden Georg Bakoch von Belleschdorf und Klemens von Kleinalisch zugesprochen, die sich jedoch nicht halten. |
1446/47 | Michael von Nadesch vermacht Maniersch der Hl.-Geist-Kapelle von
Großwardein. Der Kanonikus Petrus von Großwardein wird in den Besitz eingeführt, verpachtet jedoch Maniersch für 20 Gulden jährlich wieder an Michael von Nadesch (seine Witwe bezahlt 40 Gulden). |
1453 | Nach dem Tode Michaels von Nadesch betrachtet König Ladislaus
V. Maniersch als an die Krone zurückgefallen und verleiht es trotz
Protesten des Rektors vom Großwardeiner Hospital an Desews von
Loschontz. Teile des Manierscher Hatterts befinden sich aber auch in anderem Besitz. Als Zeugen werden hier ein Michael Feyr (Weiss), und beim Einführunsauftrag im Weißenburger Komitat ein Mysner (Mießner) aus Maniersch genannt, die als Vertreter des "Dezsö von Losoncz" auftreten. |
1467 | König Mathias I. Corvinus vergibt Besitzanteile in Maniersch, die Nikolaus von Salzburg wegen dessen Teilnahme an diesem Aufstand entzogen worden sind, an seinen Hofritter Johannes Ernst. |
11.06.1468 | Der siebenbürgische Woiwode Johannes Pongracz erteilt den "Sieben Stühlen" von Maniersch aus den Befehl, ihre Truppen wegen eines bevorstehenden Türkeneinfalles bei Broos zu versammeln. |
1477 | Nikolaus von Salzburg scheint erneut als Grundherr in Maniersch auf. |
15. Jhdt. | Der aus massivem Steinmauerwerk errichtete Glockenturm der Kirche von Maniersch samt dem dazugehörigen Wehrgang stammt vermutlich noch aus dem Ende des 15. Jahrhundert und ist damit älter als die Kirche selbst, die erst Anfang des 16. Jhdts errichtet worden ist. |
16. Jhdt. | Die einfache Manierscher Saalkirche mit dem Kirchenschiff und einem Tonnengewölbe mit Stichkappen, einer Empore und einem fünfseitig geschlossenen Chorraum wird errichtet und anschließend mit einem dreigeschoßigen Torturm (Bastei) und einer Ringmauer aus Sandsteinplatten zu einer Kirchenburg ausgebaut. |
1547 | Die "Kirchenordnung aller Deutschen in Sybembürgen" wird erlassen. |
1567-89 | Die Pächter sind in Maniersch Wolfgang und Nikolaus von Bethlen. |
1583 | Einführung des "Eigen-Landrechtes" der Siebenbürger Sachsen ("Der Sachsen in Siebenbürgen Statuta oder Eigen-Landrecht") gilt bis zur Einführung des "Österr. Allgem. Bürgerl. Gesetzbuches" im Jahre 1853. |
23.05.1602 | In Maniersch wird Christian Ludovici (Ludwig) aus Bulkesch als der erste bekannte evangelische Pfarrer in sein Amt eingeführt. |
1697 | Aus diesem Jahr sind die Manierscher Kirchenmatrikeln erhalten. |
18. Jhdt. | Mit Beginn des 18. Jhdts. fangen die Grundherren auf dem Adelsboden (auch in Maniersch) an, die bisherigen Rechte der Bauern zu mißachten. |
1713/14 | Bei der ersten, für steuerliche Zwecke erstellten Konskription
werden in Maniersch 83 (Land-) Wirtschaften und eine Mühle gezählt.
Die große Glocke für die Manierscher Kirche wird gegossen. |
1725 | Der am Anfang des 16. Jhdts. errichtete Torturm der Manierscher Kirchenburg wird nach ca. 200 Jahren zum ersten Mal renoviert. |
1744 | Einbau einer bemalten Kassettendecke in die Manierscher Kirche. |
1751 | Beginn der beinahe 100 Jahre andauernden Prozesse der "13 Dörfer" des Kokelburger Komitates (Felldorf, Irmesch, Johannisdorf, Kleinalisch, Kleinlasseln, Maldorf, Maniersch, Marienburg, Nadesch, Reußdorf, Rode, Zendersch, Zuckmantel) gegen die adeligen Grundherren, welche die Rechte der Bauern mißachten, die diese gegenüber anderen Jobagen- (= Hörigen-) Dörfern (noch) besitzen. |
1754 | Übereinstimmende Zeugenaussagen aus den Ortschaften der Umgebung bestätigen die Rechte der Bauern in den 13 Dörfern, sodaß der in Rode tagende Gerichtsstuhl des "Oberen Kreises der Kokelburger Gespannschaft" es vorläufig bei der bestehenden Ordnung beläßt. |
1756 | Die große Glocke der Manierscher Kirche wird umgegossen. |
1757 | Die Grundherren in den 13 Gemeinden beanspruchen die Verfügungsrechte
über das Weideland und die Wälder. Es brechen Unruhen aus. |
20.3.1764 | Die Veröffentlichung eines Gubernialdekretes, in dem die
Forderungen der Grundherren betreffend die Gemeindegründe, sowie
die Mühl- und Schankrechte abgewiesen werden, verursacht trotzdem
in den "13 Dörfern" Zusammenrottungen und
Widersetzlichkeiten gegen der ungeheuerliche Höhe der festgesetzten
Frondienste (4 Tage Hand- oder 3 Tage Spanndienst pro Woche!). Die Bauern ziehen nach Hermannstadt und belagern tagelang die Toreinfahrt des Generalkommandos. Sie werden jedoch mit Gewalt zum Robott getrieben und die Rädelsführer werden in Ketten gelegt. Der Mediascher Alt-Bürgermeister Andreas von Hannenheim und Graf Adam Szekely werden mit der Untersuchung des Falles beauftragt. |
1765 | In Maniersch werden 368 Seelen gezählt. |
11.01.1766 | Ein Auftrag der Kaiserin Maria Theresia an das Gubernium in Hermannstadt, die Untertanen vor weiteren Bedrückungen durch den Adel und durch die Grundherren zu schützen, wird nicht befolgt. |
1766 | Die Manierscher Kirche erhält eine blaue Fahne mit Doppeladler. |
12.11.1769 | Eine Urbarialrechts-Verordnung von Kaiserin Maria Theresia, die "Certa Puncta", bringt zwar anderen Hörigengebieten gewisse Erleichterungen, die Rechte der Bauern in den "13 Dörfern" werden dadurch jedoch noch weiter eingeschränkt. Sie verlieren die Mühl-, Schank- und Fleischausschrottungsrechte, sowie ihre Eigentumsrechte an den Waldungen. Außerdem beanspruchen die Adeligen auch die Gerichtsbarkeit, wodurch die 13 Dörfer auf den Stand von absoluten Hörigendörfern hinabgedrückt werden sollen, wobei die Frage der Freizügigkeit für die Bauern zu einem der entscheidendsten Streitpunkte wird. |
04.01.1771 | Per Dekret werden die Grundherren angewiesen ihre Rechte in den "13 Dörfern" nachzuweisen, dagegen sollen die 13 Dörfer Beweise für die von ihnen beanspruchte, eigene Gerichtsbarkeit beibringen. |
1772 | In dem nachfolgenden Prozess anerkennen die Vertreter der 13 Dörfer die Eigentumsrechte der Grundherren an Grund und Boden, nicht aber, daß sie an die Scholle gebundene, unfreie Hörige seien. |
13.12.1774 | Die königliche Tafel in Marosvasarhely entscheidet kurzerhand,
daß die Grundherren vor Belästigungen durch ihre Untertanen
geschützt werden müssen und stellt die Bauern unter die
Gerichtsgewalt der Adeligen, wogegen die um ihr Lebensrecht kämpfenden
Bauern der "13 Dörfer" neuerlich Berufung an das
Gubernium einlegen. Die darauf folgenden, weiteren Untersuchungen dauern bis 1780! |
19.12.1783 | Das Gubernium unter Samuel von Bruckenthal entscheidet, daß
die Bauern Hörige seien und ihre Leistungen zu verrichten hätten.
Allerdings werden ihnen Verfügungsrechte über Wälder und
Gemeindegrund, sowie Mühl-, Schank-, und Fleischverkaufsrechte
zugesprochen. Nachdem jedoch auch ihr Appellationsrecht an den Schäßburger Magistrat abgeschafft werden soll, entsenden die "13 Dörfer" eine Deputation an Kaiser Josef II. nach Wien, um auch hier ihre Rechte in persönlichen Vorsprachen zu vertreten. |
13.05.1785 | Kaiser Josef II. händigt den Vertretern der 13 Dörfer eine Resolution aus, die im wesentlichen auf dem Gubernialentscheid von 1783 beruht. Bis zur Einführung eines von ihm geplanten, allgemeinen Urbariums (Hörigengesetzes) soll alles noch beim alten bleiben. |
1786 | Bei der ersten, modernen Volkszählung unter Kaiser Joseph II. werden in Maniersch insgesamt 80 Wohnhäuser und 114 Familien mit 438 Einwohnern (davon 225 männlich) gezählt. |
1793 | Auf Grund von Landtagsbeschlüssen werden in den 13 Dörfern
die Wälder und die Hutweiden unter den Adeligen aufgeteilt. Selbst
die bisherigen Freibauern verlieren ihren Besitz und werden zu Hörigen.
Die Mühl-, Schank- und Fleischverkaufsrechte, sowie alle Weingärten
werden den Adeligen zugesprochen. Auch die Obst- und Gemüsegärten
werden neu aufgeteilt. Die "13 Dörfer" fallen unter die Amtsgewalt des Komitatsstuhlrichters und werden damit auf den Stand von Hörigendörfern hinabgedrückt. |
1794 | Der Barockdeckel über der gemauerten Kanzel in der Manierscher Kirche wird angeschafft. |
1805 | Die 13 Dörfer klagen wieder und das Gubernium entsendet eine
Kommission unter dem "Vizegrafen" Christoph Szereday und dem
Mediascher Stuhlrichter Andreas Krauss, welche die Klagen der Bauern
wegen der Übergriffe der Grundherren untersuchen soll. Besonders aus Maniersch, Zendersch und Johannisdorf laufen heftige Klagen über die Exzesse der Dominialgerichte ein, die in "körperlichen Züchtigungen geradezu schwelgen". Der Bericht über diese Untersuchung wird aber erst im September 1811 von dem Gubernium in Hermannstadt an die Hofkanzlei in Wien weitergeleitet. |
1809 | Die große Glocke der Manierscher Kirche wird zum zweiten Mal umgegossen und trägt nun die Inschrift "GLORIA IN EXZELSIS DEO". |
1815 | Der gesamte Manierscher Hattert fällt an mehrere Familien Bethlen. |
31.05.1816 | Ein auf den Ergebnissen der Kommission Szereday-Krauss basierender
Hofentscheid soll zumindest den nicht untertänig gewesenen
Bauern zu ihrem Recht verhelfen. Leider gerät der mit der Durchführung beauftragte Statthaltereirat Ladislaus von Puky derart unter den Einfluß der Grundherren, daß es diesen gelingt die Anordnungen zu unterlaufen (dies nicht zuletzt auch deshalb, weil die Bauern keine rechten Wortführer mehr haben). |
1820 | Von den ältesten Statuten der Manierscher Nachbarschaften ist nur das dazu abgefaßte Vorwort erhalten geblieben. |
1846 | Der Torturm der Manierscher Kirchenburg wird neuerlich renoviert. |
06.06.1848 | Der Landtag von Klausenburg beschließt die Befreiung der hörigen Bauern von der feudalen Unterdrückung und die Zuteilung von Grund und Boden. In Maniersch leben 513 Einwohner, davon 475 Sachsen. |
01.11.1848 | Stephan Ludwig Roth wird von der Nationsuniversität zum
Kommissär in den "13 Dörfern" ernannt und er stellt
diese am 22. Nov. unter die Verwaltung der sächsischen Stühle
Schäßburg und Mediasch. Zum Schutz des Gebietes gegen die aufständischen Ungarn stellt er ein Jägerregiment auf, daß sich vorwiegend aus Bewohnern der betroffenen Gemeinden (auch aus Maniersch) rekrutiert. |
1861 | Maniersch, das bis dahin zum Bogeschdorfer Landkapitel/Dekant gehörte, wird zunächst dem Mediascher Kirchenbezirk eingegliedert. |
1868 | In Maniersch wird das neuklassizistische Taufbecken angeschafft. |
1870 | Maniersch wird in den Schäßburger Kirchenbezirk eingegliedert. |
1874 | Das bis zuletzt verwendete "Familienbuch der Augsburgischen Konfessionsverwandten zu Manyersch" wird neu angelegt. |
1875 | Bau der "alten" Manierscher Schule. |
1876 | Maniersch wird politisch in die Verwaltung des "Kleinkokler Komitates" eingegliedert (vorher "Oberer Kreis des Komitates Kokelburg"). |
1883 | In Maniersch gibt es außer dem kirchlichen Gustav-Adolf-Verein auch einen siebenbürgisch-sächsischen Landwirtschaftsverein und eine Dampfdreschmaschinen-Genossenschaft mit 24 Mitgliedern. |
1884 | Im "Gedenkbuch des Bogeschdorfer Kapitels" von G. Fr. Marienburg wird erwähnt, daß es Manyersch als einem der ersten der "13 Dörfer" gelungen ist, von 1848 bis 1884 den gesamten Allodialbesitz der früheren Grundherrschaften durch Ankauf an sich zu bringen. |
06.07.1886 | General-Kirchenvisitation durch Bischof G. D. Teutsch in Manyersch. |
1897 | Die frühere, mittlere Glocke der Manierscher Kirche wird gegossen. (Sie wird im I. Weltkrieg zu militärischen Zwecken eingeschmolzen). |
1899 | Durch die Ansiedelung von 11 Manierscher Familien (47 Personen) entsteht auf den Gründen des enteigneten Graf Haller'-schen Gutes in Weißkirch bei Schäßburg eine große Manierscher Kolonie. |
um 1900 | Zur Jahrhundertwende werden die Weingärten in Siebenbürgen
in großem Umfang von der Reblaus dezimiert und mehrere Bauern aus
den Nachbargemeinden von Maniersch wandern nach Übersee aus. Den Manierschern gelingt es unter ihrem Pfarrer Michael Löw diese Katastrophe abzuwehren und bis zum Beginn des 1. Weltkrieges ca. 200 Joch landwirtschaftlichen Nutzgrundes, das sind ca. 10% der eigenen Manierscher Hattertfläche, von den angrenzenden Nachbargemeinden käuflich zu erwerben. |
1901 | Gründung der "Militär-Veteranergesellschaft" in Maniersch. |
1904 | In Maniersch werden ca. 300 m vom nördl. Dorfausgang in Richtung Zuckmantel die Mauerreste einer Kirche und ein Skelett gefunden. Der Sage nach soll hier das frühere "Mannersdorf" gestanden haben. |
1913 | Für die Manierscher Kirche wird eine neue Orgel angeschafft. (wurde 1988 von der evang. Landeskirche Siebenbürgens verkauft) |
28.07.1914 | Maniersch trauert in diesem Weltkrieg um 13 Gefallene, davon 6 an der italienischen Front (in den Dolomiten, an der Piave und bei Görz) und 4 an der russischen Front (Galizien). |
1921 | Erste Agrarreform in Siebenbürgen. Da es in Maniersch keinen Großgrundbesitz mehr gibt, werden nur einzelne Grundstücke aus dem Besitz der politischen Gemeinde enteignet und an Berechtigte verteilt. |
1926 | Anstelle der im I. Weltkrieg eingeschmolzenen, mittleren Glocke wird für die Manierscher Kirche die heutige "Kleine" Glocke angeschafft. |
1928 | In Maniersch wird die "Neue Schule" mit Gemeindesaal errichtet. |
07.08.1932 | Der Gedenkstein für die Gefallenen des I. Weltkrieges wird im Manierscher Kirchhof eingeweiht. Er wurde 1991 zerstört vorgefunden. |
1940 | Maniersch liegt nur wenige Kilometer auf der rumänischen Seite dieser neuen, von allen als unnatürlich empfundenen Grenze zu Ungarn. |
1942/43 | Viele Männer aus Maniersch dienen zum Teil im rumänischen und zum anderen Teil im deutschen Heer und Maniersch verliert in diesem Weltkrieg insgesamt 26 Gefallene an fast allen Kriegsschauplätzen in Europa. |
08.09.1944 | Durch das Näherrücken der Front wird Maniersch zusammen
mit den Nachbarorten Felldorf, Rode, Zendersch und Zuckmantel ab ca. 15
Uhr innerhalb weniger Stunden von einem Stoßtrupp der 8.
SS-Kavalerie-Division "Florian Geyer" evakuiert, der von
Nagykend aus die ungarisch- rumänische Grenze überschritten
hat, sich aber sofort wieder zurückziehen muß, weil die
Nachbarorte Nadesch und Groß Alisch bereits von russische Truppen
besetzt sind. Maniersch zählt somit zu den ersten sächsischen Gemeinden, deren Bewohner unvorbereitet und nur mit leichtem Gepäck auf Pferde- und Viehgespannen die Heimat verlassen müssen. Zurück bleiben ca. 80 Personen, meist Kinder, alte Leute und Ehefrauen, deren Männer noch beim rumänischen Militär dienen. |
11.09.1944 | Der größere Teil des Manierscher Trecks erreicht Sächsisch-Regen.
Der Weitertransport erfolgt per Bahn mit einem aus etwa 50
Plattformwaggons (ohne Seitenwände!) bestehenden Zug, der zusammen
mit den ebenfalls auf der Flucht befindlichen Bewohnern der Manierscher
Nachbardörfer mit ca. 2600 Personen über Dej, Sathmar und
teilweise über heute ukrainisches Gebiet in einer ca. 5 Wochen
dauernden, abenteuerlichen Fahrt bis nach Schlesien geführt wird.
Ein kleinerer Teil der Manierscher wird nach Tekendorf umgeleitet, mit deutschen Militär-LKW's nach Mezöfeny (Finei) bei Nagykaroly (Carei) und von dort mit der Bahn bis nach Oberösterreich gebracht. |
16.10.1944 | Ankunft des ersten Manierscher Transportes in Schlesien, Unterbringung in Bischwitz bei Hundsfeld (Breslau) und Bad Langenau (Glatz). |
20.10.1944 | Ankunft der zweiten Manierscher Fluchtgruppe in Oberösterreich, Unterbringung im Raum Vöcklabruck- Schwanenstadt. |
15.01.1945 | In Maniersch sind davon 15 Männer und 13 Frauen, darunter 2 Ehepaare betroffen. Insgesamt müssen 13 Ehefrauen und 48 Kinder im Winter, allein und praktisch unversorgt zurückgelassen werden. |
März 1945 | Ein kleine Gruppe von den in Schlesien befindlichen Manierschern schlägt sich per Bahn und zu Fuß durch die Tschechoslowakei über Wien und Linz zu den in Oberösterreich befindlichen Landsleuten durch. |
23.03.1945 | Enteignung der deutschen Bauern in Rumänien - auch in Maniersch. |
06.05.1945 | Die noch in Schlesien befindlichen Manierscher brechen zu einer
zweiten, abenteuerlichen Flucht nach Deutschland auf und sie gelangen
unter der Führung von Johann Mann per Bahn und zu Fuß
(teilweise auch schon unter russischer Besatzung) über Trautenau,
Reichenberg, Karlsbad, und Eger bis nach Bayreuth in Bayern. Ein kleinerer Teil wird von den Amerikanern am Überschreiten der Elbe bei Tetschen aufgehalten und landet später wieder in Maniersch. |
1948-52 | Auf der Suche nach einer neuen Existenz wandern viele Siebenbürger Sachsen, darunter auch einige Manierscher Familien, nach Übersee aus. |
1950 | Die Deutschen in Rumänien erhalten das Wahlrecht zurück.
Beginn der Planwirtschaft in Rumänien (erster staatlicher
Einjahresplan). Maniersch wird als eigenständige, politische Gemeinde aufgelöst und gehört ab nun verwaltungsmäßig zur Großgemeinde Nadesch. |
1953 | Der Bonner Bundestag beschließt die Gesetze über den
Lastenausgleich für Heimatvertriebene. Viele Sachsen übersiedeln als Bergarbeiter von Österreich in das Ruhrgebiet und nach Nordrhein-Westfalen. Auch darunter sind wieder einige Manierscher Familien. |
1956 | Rückgabe der enteigneten Häuser und Höfe, jedoch
ohne den Grundbesitz, an die in Rumänien verbliebenen Deutschen
(auch in Maniersch). Gründung einer deutschen Abteilung im Staatstheater in Hermannstadt. |
1967 | Die Manierscher Kirche wird mit staatlicher Hilfe renoviert. Die kleine Kirchengemeinde Maniersch bringt dafür 32.000 Lei auf. |
1972 | Die Manierscher Kirche wird weiter renoviert. Die kleine Gemeinde mit nur mehr ca. 100 Seelen bringt noch einmal 24.000 Lei auf. |
1988 | Die 1913 angeschaffte Orgel der Manierscher Kirche wird von der evang. Landeskirche Siebenbürgens an die röm.-kath. Pfarrgemeinde von Tirgu Secuiesc (ca. 40 km nordöstlich von Kronstadt) verkauft. |
1991 | Bis auf eine Familie haben nach 600jähriger Kolonisierung auch die letzten der nach dem 2. Weltkrieg in Maniersch verbliebenen Sachsen ihren angestammten Heimatort verlassen. |
1995 | Heute leben die ca. 385 in Adressenlisten erfaßten, noch in Maniersch geborenen Personen, weltweit auf 9 Länder und dabei auf insgesamt ca. 135 Städte, Orte und Gemeinden zerstreut, wobei die Heimatortgemeinschaft HOG-Maniersch bemüht ist die bestehenden Kontakte auch weiterhin aufrecht zu erhalten und zu vertiefen. |
Die Gemeinde hatte ein reichhaltiges Kulturleben: zwei große Nachbarschaften, je einen Weinbergverein, Militärverein, Frauenverein, Bruder- und Schwesterschaft, eine Musikkapelle, einen Kirchenchor sowie eine Theatergruppe. Außer zwei Dorfschmieden hatte Maniersch fast keine Handwerker. Die Einwohner beschäftigten sich hauptsächlich mit Ackerbau und Viehzucht sowie mit Weinbau. Die überschüssigen landwirtschaftliche Erzeugnisse wurden im 20 km entfernten Schäßburg auf den Markt gebracht (Siebenbürger Sachsen Lexikon, Kraft Verlag, 1993, S. 318-319)