Johannisdorf, rumänisch Santioana, ungarisch Szászszentiváni, sächsisch Gehonnes, liegt ca. acht Kilometer nördlich von Elisabethstadt und ist mit Reußdorf, Irmesch, Maldorf und Hohendorf benachbart. Der Johannisdorfer Bach fließt nach Irmesch und mündet bei Kleinlasseln in die Kleine Kokel. Der Ort ist weithin bekannt durch die "Johannisdorfer Mädchentraube".
Johannisdorf wird 1303 erstmals urkundlich erwähnt. Als der ungarische König Geisa II. in den Jahren 1141 bis 1161 deutsche Siedler aus dem Rhein-Mosel-Gebiet nach Siebenbürgen rief, kamen solche auch nach Johannisdorf. Der König gewährte den Siedlern Dauerrechte wie eigene Gerichtsbarkeit, freie Pfarrerswahlen, Selbstverwaltung und befreite sie von Steuerabgaben.
Bis zum zweiten Weltkrieg blühte die Wirtschaft in Johannisdorf, es lebten hier zu 98 Prozent fleißige und tüchtige Bauern. In der Nachkriegszeit hat sich die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Lage sehr verschlechtert. Die Sachsen wurden enteignet: Grund, Haus, Hof, Vieh und landwirtschaftliche Geräte, sogar die Grundnahrungsmittel wurden ihnen genommen. Rumänen und Zigeuner zogen in deutsche Häuser ein. Zur Zeit lebt kein Deutscher mehr in Johannisdorf.
Auch die Verbindung zur Stadt war schwer. Erst am 16. Dezember 1964 fuhr der erste Linienbus von Schäßburg aus nach Johannisdorf und Irmesch. 1966 wurde Johannisdorf ans öffentliche Stromnetz angeschlossen.
Die Gemarkung (Hattert) umfaßte 1910 genau 2833 Joch, das sind 1630 Hektar. Johannisdorf hat Bergland, das 500 bis 600 Höhenmeter erreicht. Die klimatischen Bedingungen eignen sich besonders gut für den Weinbau. In Johannisdorf waren 1025 Joch Ackerland, 486 Joch Wiesen, 121 Joch Weinberge, 883 Joch Wald und 254 Joch Weide, das sind insgesamt 2769 Joch allein bei den Sachsen.
Der Viehstand betrug am 31. Dezember 1883: 70 Kühe, 101 Ochsen, 40 Kälber, 60 Büffel, 45 Pferde, 20 Fohlen, 70 Schweine, 300 Schafe, 25 Ziegen, zudem gab es 50 Bienenvölker. Der gesamte Viehbestand hatte einen Wert von 18 440 Kronen.
Bevölkerung - 1857 hatte Johannisdorf 560 Einwohner, davon 344 Deutsche, 205 Rumänen, 7 Zigeuner und 4 Ungarn. Im Jahre 1880 waren es 590 Bewohner, davon 377 Deutsche, 122 Rumänen, 66 Zigeuner und 25 Ungarn. 1910 wuchs die Einwohnerzahl auf 841, davon 510 Deutsche, 230 Rumänen, 80 Zigeuner und 21 Ungarn. 1938 waren es 972 Personen, davon 558 Deutsche, 268 Rumänen, 118 Zigeuner, 28 Ungarn.
Das Oberhaupt der Gemeinde war der Bürgermeister (Hann), dem der Kleinhann, drei Geschworene und der Notar zur Seite standen. Johannisdorf hatte eine Kanzlei (Rathaus). Nach der Aufhebung der Leibeigenschaft 1848 konnten die Bürger freie Wahlen durchführen, bis 1945 wurden meist deutsche Bürgermeister gewählt. In Johannisdorf wurde die Fron am 24. Juni 1848 abgeschafft, ein Tag, der als großes Fest gefeiert wurde. Als Dank wurde eine Krone aufgestellt. An diesem Tag feierte nicht nur die Gemeinde ihren Namenstag, sondern auch viele Bewohner, die Johann oder Hans heißen. Zur Feier am 24. Juni kamen viele Besucher auch aus den Nachbarorten.
Pfarrer in Johannisdorf gab es 32 an der Zahl. Der erste uns bekannte Pfarrer war 1561 Jacobus Fabritius. Der letzte und uns unvergeßliche Seelsorger war Pfarrer Michael Albrich, der die Gemeinde über 50 Jahre lang bis 1973 betreut hat. Letzter deutscher Bürgermeister war Michael Haupt, der 1945 mit vielen anderen Dorfbewohnern nach Rußland verschleppt wurde.
Seither kamen die Johannisdorfer jedes zweite Jahr zu ihren Heimattreffen zusammen, für das Jahr 2000 ist das neunte Treffen geplant. Gefeiert wird immer am 24. Juni, damit unsere Landsleute nicht den einstigen Johannistag vergessen.
Der Vorstand der HOG Johannisdorf trifft sich jedes zweite Jahr in Heilbronn und entscheidet, wo und wem zu helfen ist. Von unseren Spenden haben wir den Friedhof in Johannisdorf umzäunen und die Kirche umfrieden lassen. Nun stehen wir vor der Entscheidung, ob wir auch den Kirchturm reparieren sollen, nachdem ein Sturm das Kupferdach stark beschädigt hat. Die rumänischen Behörden haben uns darum gebeten, weil sie unsere große Glocke in Anspruch nehmen wollen, um das "schlechte Wetter zu vertreiben".
Ohne Hilfe der HOG wäre auch die Johannisdorfer Chronik nicht zustande gekommen. Im Heimatbuch wird die Geschichte unserer Gemeinde dargestellt, von 1303 bis zur Gegenwart, wo sich die Kirchengemeinde aufgelöst hat. Die HOG hat eine ungarische Familie mit der Pflege des Friedhofs und der Kirche beauftragt. Eduard Kletter vertritt unsere HOG regelmäßig bei den Tagungen siebenbürgisch-sächsischer Heimatortsgemeinschaften in Deutschland. Schließlich sind wir bemüht, junge Leute zu motivieren, in die Landsmannschaft, HOG und Nachbarschaften einzutreten.