Der Ortsname Arbegen (sächsisch Arbäjen, rumänisch Agarbiciu, ungarisch Szasz-Egerbegy) ist den ungarischen Wörtern "eger" - Erle und "begy" - Aue, Gewässer entlehnt. Arbegen liegt 322 Meter über dem Meeresspiegel in der Mitte Siebenbürgens, am unteren Lauf des Weißbachs, der im Tal der Urkokel von Süden kommend bei Kleinkopisch in die Große Kokel mündet, und zwar an der gleichen Stelle, wo der von Osten kommende Arbegener Bach ("Arbach") in den Weißbach fließt. Arbegen liegt an der Landstraße DN 14, die das Zibins- mit dem Kokeltal verbindet. Als Wahrzeichen der Ortschaft befindet sich eine Weinrebe mit Trauben im Giebelfeld des Eingangs in die Kirchenburg, wahrscheinlich in Anlehnung an das Mediascher Wappen (Arbegen befindet sich im Weinland, im Mediascher Bezirk). Der Ort hat ein gemäßigtes Landklima mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 9 Grad Celsius.
Arbegen liegt auf dem Gebiet der Zwei Stühle (Mediasch und Schelk), das von 1268 bis 1300 von sächsischen Bauern aus dem Unterwald, dem Hermannstädter Raum sowie unmittelbar aus dem Westen auf Betreiben Königs Bela IV. angesiedelt, auf sogenanntem Komitats- oder Adelsboden. Erst 1486, infolge der Gründung der Sächsischen Nationsuniversität, erfolgte der politische Anschluß der Zwei Stühle an die Hermannstädter Provinz, d.h. die Gesetze des Königsbodens wurden nun voll für die Sachsen des Komitatsbodens gültig. Arbegen war eine freie Gemeinde des Schelker Stuhls.
Beim großen Türkeneinfall 1483 hat Arbegen wahrscheinlich schwer zu leiden gehabt. So ist auch das Fehlen schriftlicher Quellen zur Ortsgeschichte im 15. Jahrhundert. 1516 hatte der Ort 55 Wirte, 2 Witwen, 2 Hirten und einen Müller. Ein Großbrand schädigte die Gemeinde so schwer, daß ihr 1557 der größte Steuernachlaß unter allen Ortschaften auf dem von der Sächsischen Nationsuniversität verwalteten Gebiet gewährt werden mußte.
Bevölkerungsverluste verzeichnete Arbegen um die Jahrhunderte durch Auswanderung, vor allem in die USA. Im Ersten Weltkrieg fielen 16 Sachsen, im Zweiten Weltkrieg 48 (von insgesamt 103 Sachsen aus Arbegen, die am Krieg teilnahmen). Von 97 nach Rußland deportierten Sachsen starben dort 12 durch Unterernährung, Kälte, Erschöpfung usw. Als erste Arbegerin durfte 1950, im Rahmen der Familienzusammenführung, Lehrerin Hilde Tiede, geborene Lang, zu ihrem Gatten, Lehrer Otto Tiede, in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen. Erst 1960 folgten K. und A. Schoger u.a. Zur Zeit leben etwa 25 Sachsen in Arbegen, alle anderen sind größtenteils nach Deutschland ausgesiedelt. 1941 lebten 615 Deutsche, 628 Rumänen, 4 Ungarn, 184 Zigeuner in Arbegen. 1995 waren es 25 Deutsche, 1390 Rumänen, 11 Ungarn und 369 Zigeuner.
Die Kirchenburg Arbegen - Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die in katholischer Zeit der Jungfrau Maria gewidmete Saalkirche gebaut. Der Saal ist 8,67 m breit; die Saallänge von 34,82 m ist gleich der Traufenhöhe des Arbegener Turms. 1641 wurden die Fenster mit Glas versehen. Im 19. Jahrhundert wurden die bislang spitzbogigen Fenster rundbogig umgestaltet, bis auf eines im Chorabschluß. Damals erhielt die Westfront des Saales einen Barockgiebel, ähnlich wie im benachbarten Schaal. 1854 wurde das Kirchendach in der heutigen Form aufgebaut. Der vieleckige Bering wurde um 1500 erbaut. Im Osten ist ein wehrhaftes Gebäude, die Speckkammer, an die Ringmauern angebaut worden. - Die Eingangstür zur Burg ist mit Eisenbändern beschlagen, die in der Mitte ein Kreuz bilden, darum herum sind eiserne Ackergeräte aufgenagelt. Über dem Türrahmen ist das Familienwappen des Reformators Martin Luther ("Luther-Rose") dargestellt.
Der Altar stammt aus der Barockzeit. Der Kelch ist ein glatter Barockkelch, Silber, vergoldet, 209 mm hoch, 347 Gramm schwer. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde vom Hermannstädter Goldschmied Michael Hossmann (1744?) hergestellt. Die Orgel ist mindestens 300 Jahre alt und wurde zuletzt 1976 vom Orgelbauer Hermann Binder sehr gründlich repariert. Sie ist nun eine zweimanualige mechanische Orgel mit 17 Registern und insgesamt 930 Pfeifen (Aufnahme in: Orgellandschaft Siebenbürgen, Ursula Philippi, Doppel-CD, ISRC: DE-A 14-92-414/415-00).
Gebäude - Das Pfarrhaus wurde 1908 unter teilweiser Verwendung der Grundmauern des alten Pfarrhofes errichtet. Es hat zehn Zimmer, ein Musikzimmer und eine Sommerküche. Das deutsche Schulgebäude ist sehr alt; es enthält vier Klassenräume, ein Sprechzimmer und einen Flur. In Arbegen gibt es ferner zwei rumänische Kirchen: eine griechisch-orthodoxe und eine griechisch-katholische.
Der erste urkundlich erwähnte Pfarrer in Arbegen war um 1600 Gunhardt Barthol, der erste Lehrer Valentinus um 1573.
Das sächsische Vereinshaus wurde 1907 vom Raiffeisenverein errichtet, die Gemeindekanzlei ca. 1908-1910. Das Waisenhaus aus Baaßen wurde 1951 ins Arbegener Rathaus verlegt, da dessen Aktivitäten im Zuge der Gebiets- und Gemeindereform 1950 im Frauendorfer Volksrat erledigt wurden.
Die Wirtschaft - Der Arbegener Hattert umfaßte 1886 (und 1910) 4082 Katastral-Joch, d.h. 2 349,191 Hektar und war in 9912 Parzellen aufgeteilt. Die durchschnittliche Größe der Bauernwirtschaft betrug damals 9 Joch. Der Boden war gut und leicht zu bearbeiten.
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten die sächsischen Einwohner hauptsächlich von der Landwirtschaft (Ackerbau, Weinbau, Obstbau, Tierzucht und -haltung). Dorfhandwerk und Viehhandel waren eher Nebenerwerbsquellen. Nach 1945 waren nur noch 14 Prozent der Gesamtbevökerung in der Landwirtschaft tätig, rund die Hälfte der aktiven, also 19 Prozent der Gesamtbevölkerung pendelte nach Hermannstadt, Mediasch, Kleinkopisch, Frauendorf in verschiedene Industrieunternehmen.
Bei der ersten rumänischen Agrarreform (1919) hatten die Sachsen in Arbegen die Hälfte des Kirchenwaldes, die gesamte Hutweide und den Acker "Unter der Ostseite" ("Össekt") verloren. Die zweite rumänische Agrarreform (1948) bedeutete eine entschädigungslose Totalenteignung der sächsischen Bauern in Arbegen, fast ohne Ausnahmen.
Heimatortsgemeinschaft
Die Heimatortsgemeinschaft Arbegen (von ihrer Gründung 1984 bis 1994 von Vorstand Richard Dengjel geleitet, seither von Richard Sonnleitner) organisiert seit 1984 jedes zweite Jahr sehr gut besuchte Treffen in Veitshöchheim bei Würzburg. Die HOG unterstützte die in Arbegen verbliebenen Landsleute durch Hilfssendungen und sammelte Spenden für das Orgel-Blaswerk sowie für Musikinstrumente. Leider ist es bislang nicht gelungen, die Friedhofspflege gemeinsam zu organisieren.
Eine detaillierte Ortsmonographie, erstellt von Dr. Anton Walter Schuller unter Mitarbeit von Richard Dengjel und Richard Sonnleitner wurde beim siebenten Arbegener Treffen am 1. Juni 1996 vorgestellt. Vorbestellungen - sofern nicht bereits beim Treffen in Veitshöchheim getätigt - sind bis zum 30.September möglich. Zu überweisen sind 50.- DM (für Druckkosten) an den Vorsitzenden der HOG Arbegen, Radolfzeller Straß 46, 81243 München, Kontonummer 66168170 bei Stadtsparkasse München, BLZ 70150000 Verwendungszweck: "HOG Arbegen". (Artikel von 1996, Konto ev. nicht mehr aktiv!)