HZ Nr. 1556/ 09.01.1997
Die Presse - könnte man überspitzt formulieren - hat noch einem Minister den Hals gebrochen: Nachdem Außenminister Adrian Severin wegen einem Zeitungsinterview seinen Hut nehmen mußte, war am Jahresende Transportminister Traian Basescu dran. Er hatte ebenfalls in einem Zeitungsinterview die Regierung wegen ihrer schwachen Reformleistung kritisiert, ebenso den Staatspräsidenten, der für den "Antikorruptionskampf" nicht verfassungsgemäße Institutionen geschaffen habe, und die größte Regierungspartei PNTCD, die heute "leider überholt" sei, weil sie sich zu sehr an der Vergangenheit orientiere. Premierminister Ciorbea (PNTCD-Vize), der erst Anfang Dezember gelobt hatte, die "Mediengier" seiner Minister nicht mehr dulden zu wollen, deutete die Kritik Basescus als Ungehorsam und zwang ihn abzudanken. Damit verzichtete er auf einen seiner tüchtigsten Mitarbeiter. Basescu hat die Gewerkschaften für sein Reformprogramm gewinnen können (sie demonstrierten jetzt gegen seine Absetzung), es gelang ihm, unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen (die Straßenbenutzungssteuer, höhere Preise auf der Bahn), er modernisierte die Fluggesellschaft Tarom und den Bukarester Flughafen Otopeni (ein neuer Terminal wurde eben fertiggestellt), er hat außenpolitisch erreicht, daß wichtige europäische Transportkorridore durch Rumänien gezogen werden. Mit Traian Basescu verliert die Demokratische Partei (PD) innerhalb weniger Wochen einen zweiten Minister, was - wie Capital und 22 vermuten - ein vorher abgekartetes Spiel sein könnte. Jedenfalls ähnele der Victoria-Palast - so das Wirtschaftsblatt Capital bissig - immer mehr einem Altenheim, in dem der Premier verbissen auf den totalen Kollaps der Wirtschaft und der Gesellschaft zusteuere.
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