HZ Nr. 1554/ 19.12.1997

Unterstützung für Rumänien

Präsident Constantinescu mit allen Ehren in Bonn empfangen
Ermutigung für Reformkurs und euroatlantische Integration

"Deutschland wird Rumäniens Weg in die europäischen Strukturen weiter unterstützen.". Das versicherte Bundespräsident Roman Herzog dem rumänischen Staatspräsidenten Emil Constantinescu, der zwischen dem 16. und 18. Dezember Deutschland einen offiziellen Besuch abstattete, nachdem er sich bereits im Juli d. J. zu Arbeitsgesprächen in der Bundesrepublik aufgehalten hatte. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl sagte die Mitwirkung seiner Regierung zu, "so zügig wie möglich die Voraussetzungen für die Aufnahme konkreter Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit Rumänien zu schaffen".

Herzog, der den rumänischen Gast im Park der Villa Hammerschmidt mit militärischen Ehren empfangen hatte, äußerte Constantinescu gegenüber, die euroatlantische Integration Rumäniens liege "aus Gründen gesamteuropäischer Stabilitätserfordernisse auch im deutschen Eigeninteresse". Dementsprechend müsse ein "offener und intensiver Dialog" über die Fragen geführt werden, die es zu berücksichtigen gelte, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Das deutsche Staatsoberhaupt würdigte die reformerischen Anstrengungen der derzeitigen Regierung in Bukarest. Der eingeschlagene Weg sei zwar "dornenreich" und nicht ohne "soziale Härten", aber gleichbedeutend mit dem "Europakurs" des Landes. "Wir wissen", so Herzog, "daß vielen Menschen in Rumänien die Integration ihres Landes in die europäischen Strukturen zu langsam geht, daß sie den Eindruck haben, ihr Reform- und Erneuerungswille werde nicht ausreichend gewürdigt." Die Bundesrepublik nehme diese Sorgen ernst und werde das Ihre tun, ihnen entgegenzuwirken. Auch Bundeskanzler Kohl versicherte am Dienstag im Gespräch mit Präsident Constantinescu: "Für Deutschland gibt es keine Zweifel, daß Rumänien seinen festen Platz in den europäischen und atlantischen Strukturen haben muß." Der letzte Woche beim EU-Gipfel in Luxemburg gefaßte Beschluß über den Beginn der Beitrittsverhandlungen mit fünf Bewerberstaaten aus Ost- und Mitteleuropa eröffne "die konkrete Perspektive auch Rumäniens auf einen Beitritt zur Europäischen Union". Dies werde vor allem durch die für Ende März nächsten Jahres vorgesehene Eröffnung des Erweiterungsprozesses mit allen Beitrittskandidaten verdeutlicht. In Deutschland warb Constantinescu auf gleich drei Zusammenkünften mit Vertretern der Wirtschaft - in Bonn, Hamburg und München - um Investitionen in Rumänien, wobei er die Anwesenheit der deutschen Minderheit in Siebenbürgen und dem Banat als nützlichen Faktor des Brückenschlags bezeichnete. (In Constantinescus Begleitung befand sich auch der DFDR-Vorsitzende Dr. Paul Philippi.) In München, wo der rumänische Staatschef u. a. mit Sozialministerin Barbara Stamm, der seit Jahren engagierten Rumänienbeauftragten der bayerischen Staatsregierung, konferierte, hatte er mit Vertretern der rumäniendeutschen Landsmannschaften eine protokollarische Begegnung, in deren Verlauf er ebenfalls ihre Mithilfe erbat. Zu den Großprojekten, die nach den Vorstellungen Emil Constantinescus mit deutscher Hilfe in Rumänien realisiert werden könnten, gehört der Ausbau der Gebiete um Hermannstadt und Kronstadt zu attraktiven Wirtschaftsstandorten und Reisezielen, wobei als Einzelziele deutsch-rumänischer Kooperation der Bau eines internationalen Flughafens und die Sanierung des historischen Zentrums von Hermannstadt genannt wurden. Ob die ersehnten deutschen Investoren nun auch wirklich in Scharen nach Rumänien kommen werden, hängt nicht zuletzt davon ab, wie rasch und effizient Bukarest die bürokratischen Hürden auf ihrem Wege abbauen wird. Das jedenfalls wurde Constantinescus in Bonn klipp und klar gesagt. Rumäniens Ruf bei den deutschen Politikern ist aber deutlich besser als noch vor einem Jahr. Als der damalige Präsident Ion Iliescu Bonn besuchte, forderte ihn Helmut Kohl zur Begrüßung bloß zum obligaten Händedruck für die Pressefotografen auf. Emil Constantinescu hingegen stellte Kohl der Assistenz als "meinen Freund" vor.

H.S./H.W.

 

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Dokument: ../hz/1554_2.htm, letzte Änderung 29.01.97, Autor: Michael Kothen