HZ Nr. 1551/28.11.1997

Ein Liebling des Landesherrn

Martin Hochmeister Vater und Sohn - Beweise der Anhänglichkeit an Kaiser Joseph II.

Die Gedenktafel mit der Inschrift

"JOSEPHO II. AVGVSTO TYPOGRAPHEVM,BIBLIOPOLIVMQVE DIE XVI. KAL. AVG. MDCCLXXXVI VISENTI ET PROBANTI IN GRATIANIMI SIGNIFICATIONEM. M. H."

befindet sich in Hermannstadt in der Toreinfahrt des Hauses Wintergasse/ Str. Timotei Popovici Nr. 9 und wurde zur Erinnerung an den Besuch angebracht, den Kaiser Joseph II. der Buchdruckerei und Buchhandlung des Martin Hochmeister abgestattet hat. Dr. Günter von Hochmeister, ein heute in Höhenkirchen in Deutschland lebender Nachkomme der Hochmeisterschen Familie, teilt uns in einem ausführlichen Brief mit, was Martin Hochmeister d. Ä. über dieses Ereignis in sein Hausbuch eingetragen hatte:ã1786, den 17. July 3/4 auf 7 Uhr hatte ich die hohe Gnade, daß Se. Majestät Joseph II. meinen Buchladen, Buchdruckerei und das ganze Haus mit bestem Wohlgefallen ansahen" (was in etwa dasselbe ausdrückt wie der lateinische Text der Inschrift). Wieso aber die Gedenktafel den Besuch auf den 16. August datiert, wo er in Wirklichkeit am 17. Juli stattgefunden hat, dafür liefert Hochmeister keine Erklärung, und auch seine Biographen haben keine. Günter von Hochmeister schreibt des weiteren, daß Kaiser Joseph II., ab 1765 Mitregent seiner Mutter, der Kaiserin Maria Theresia, und nach deren Tod 1780 Alleinherrscher des Habsburgerreiches, "insgesamt drei Reisen nach Siebenbürgen unternommen und dabei jedesmal auch Hermannstadt besucht hat. Die erste Reise fand im Frühjahr 1773statt, noch zu Lebzeiten von Maria Theresia. Die zweite, vom 28. Mai bis zum 14. Juni 1783, unternahm er, als er schon viele seiner umstrittenen Reformen auf den Weg gebracht hatte. Die dritte Reise von nur wenigen Tagen folgte im Juli 1786. Während dieser dritten Reise unternahm Joseph II. in Hermannstadt u. a. einen privaten Besuch. Am 16. Juli nach einer anstrengenden Reise in Hermannstadt angekommen, besuchte er schon am nächsten Tag, vor allen offiziellen Terminen, frühmorgens um dreiviertel sieben Uhr den Buchdrucker und Buchhändler Martin Hochmeister d. Ä. und besichtigte dessen Werkstätten und das ganze Anwesen "auf der Wiesen Nr. 261" - eben das Haus mit der Einfahrt aus der Wintergasse 9.

"Der morgentliche Zeitpunkt", so Günter von Hochmeister weiter, "entsprach dem Stil des Kaisers, der bekanntlich ein Frühaufsteher war. Über Motive und Zweck des kaiserlichen Besuches gibt es keine Aussagen von Zeitzeugen. Der Besuch wird aber verständlich, wenn man berücksichtigt, daß der Kaiser Martin Hochmeister kannte. Dieser war 1777 von der Kaiserin Maria Theresia in einer Audienz empfangen worden, aufgrund derer ihm die Privilegien, eine Druckerei zu führen und eine öffentliche Buchhandlung zu errichten, zuerkannt worden waren." Bei dieser Reise nach Wien sowie der folgenden im Jahre 1778 nahm Hochmeister seinen Sohn mit, der auch Martin hieß und, um ihn von seinem Vater zu unterscheiden, den Beinamen "der Jüngere" trug; später wurde er geadelt. ã1779, wieder in Wien", berichtet der Hochmeister-Nachkomme weiter, "wurde der damals zwölfjährige junge Hochmeister von der Kaiserin Maria Theresia nach Waitzen in Ungarn in die Theresianische adlige Fundation zur Erziehung geschickt. Im dritten Jahre seines dortigen Aufenthaltes gehörte Martin Hochmeister d. J. zu den sechs Jünglingen, die Kaiser Joseph II. unter 86 Zöglingen zur weiteren Ausbildung im Wiener Kadettenstift ausgesucht hatte. Hochmeisters für seine 14 Jahre ungewöhnliche Körpergröße, seine schulischen Leistungen und seine Fertigkeiten im Reiten hatten des Kaisers Aufmerksamkeit gefunden. Seinen Eltern gelang es jedoch, die militärische Laufbahn zu verhindern." Und der Bericht fährt fort: "Martin Hochmeister d. J. vollendete seine Ausbildung in Klausenburg, um sich danach auf besonderes Verlangen des Kaisers "behufs Verbreitung literarischer Kultur in Siebenbürgen, im In- und Ausland praktisch mit allen zur Führung und zum Betrieb einer Buchdruckerei und Buchhandlung erforderlichen Kenntnissen zu bereichern". Als Joseph II. das Hochmeistersche Anwesen 1786 besuchte, traf er auch Martin Hochmeister d. J. dort an, der inzwischen seine Ausbildung beendet hatte, und begrüßte ihn mit den Worten: "Ah, das ist ja mein Deserteur!" Ein weiteres Motiv des Besuchs von Joseph II. bei Hochmeister könnte in Verbindung mit der Hermannstädter Freimaurerloge" St. Andreas zu den drei Seeblättern" stehen, in der Martin Hochmeister d. Ä. als der für die Mildtätigkeit zuständige der drei leitenden Beamten tätig war. Den Freimaurern war im Frühjahr1786 auf Veranlassung einer aller höchsten Verordnung nicht nur Duldung, sondern sogar öffentlicher Schutz in allen k. k. Staaten zugesichert worden. Für den 5. Juli 1786 waren sie zur Neuwahl der Amtsträgerin ein neues Quartier der Loge eingeladen worden und zwar in das Haus Hochmeisters" auf der Wiesen Nr. 261". Tatsächlich fand diese Veranstaltung aber erst nach dem Besuch des Kaisers statt." "Beweise der Anhänglichkeit getreuer Untertanen an den Souverän finden sich im öffentlichen Bereich häufig", meint unsere Leserin Bernadette Seiler aus Katlenburg-Lindauin Deutschland, "selten dagegen ist es, wenn sie von einem Privatmann nicht nur veranlaßt wurden, sondern, wie anzunehmen, auch auf dessen Kosten gingen. Neben einer offensichtlich nicht vorgetäuschten Sympathiegegenüber dem Landesherren mag die Tafel aber auch etwas kundtun vom Stolz auf diese Begebenheit und darüber hinaus ein Element der Werbung enthalten. Daß der Stifter der Tafel nur seine Initialen nennt, ist zeittypischer Ausdruck von Devotion, von Zurückhaltung, die dadurch um so wirksamer wird, um so strahlender sie auf die widmende Person zurückfällt. "Unsere Leserin Anneliese Bonfert aus Hermannstadt weiß von Martin Hochmeister d. Ä., daß er sich erst mit der Buchbinderei befaßte, sich dann mit dem Buchdrucker S. Sardi zusammentat und nach dessen Tod die Druckerei weiterführte. 1778 gab er das erste Periodikum in deutscher Sprache in Siebenbürgen, das "Theatral-Wochenblatt", und ab 1784 die "Siebenbürgische Zeitung" heraus. Martin Hochmeister wurde - wie erwähnt - das Privileg von Kaiserin Maria Theresia erteilt, seine eigene Buchhandlung zu errichten, und es wurde ihm der Druck der Normalschulbücher und der amtlichen Drucksorten zugestanden. Sein Übertritt zur katholischen Kirche (1778) dürfte die Erteilung des Privilegs begünstigt haben. Ein besonderes Verdienst Martin Hochmeistersd. Ä. ist die von ihm betriebene Einrichtung eines ständigen Theaters in Hermannstadt. Die Stadt stellte ihm dafür den "Dicken Turm" in der Stadtmauer zur Verfügung. Der Umbau begann 1787,und ein Jahr später wurde das Theater eröffnet.

Reinhold GUTT


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Dokument: ../hz/1551_2.htm, letzte Änderung 23.12.97, Autor: Michael Kothen