HZ Nr. 1522/09.05.1997
Das Haus in der Lektorgasse in Hermannstadt verrät den leidenschaftlichen Sammler: überall Antiquitäten. Denn Horst Klusch, der hier mit seiner Frau seit Jahrzehnten wohnt, hat jahrzehntelang gesammelt, vornehmlich Krüge und Kacheln, jene "alten Scherben", die ihren Besitzern wertlos schienen.
Horst Klusch wurde am. 42. Mai 1927 in Hermannstadt geboren, wo er zunächst die Brukenthalschule, dann die Pädagogische Schule besuchte. Der ausgebildete Lehrer wurde 1948, im Jahr der kommunistischen Schulreform, nach Rätsch im Unterwald zugeteilt, stieg zum Schulinspektor im damaligen Rayon Mühlbach auf und kehrte zehn Jahre später, 1958, nach Hermannstadt zurück. Hier leitete er die Schule Nr. 3 in der Filarmonicii-Gasse bis in die frühen siebziger Jahre, als diese in eine Hilfsschule umgewandelt wurde.
Zu jener Zeit war die Gründung eines sächsischen Museums in Michelsberg im Gespräch, dessen Einrichtung und Leitung man Horst Klusch angetragen hatte. Der Plan wurde behördlicherseits nicht genehmigt und der momentan stellenlose Klusch darum vom Kulturkomitee als Fachinspektor für Museumsfragen übernommen, Für die Öffentlichkeit war das ein Glücksfall, denn in dieser Eigenschaft hat Horst Klusch Jahr für Jahr den Hermannstädter Töpfermarkt organisiert, der Schule in Rumänien und in Deutschland gemacht hat.
Klusch hat sich nicht nur als Liebhaber mit der volkstümlichen Keramik befaßt, sondern auch als Wissenschaftler (er ist studierter Chemiker und Physiker). Seine Veröffentlichungen, insbesondere sein mathematisches Klassifikationsmodell der Keramik, sind von der Fachwelt stark beachtet worden, und seit vielen Jahren schon nimmt er regelmäßig an den Jahrestagungen des Arbeitskreises für europäische Keramikforschung teil.
Doch die Keramik ist nicht die einzige Beschäftigung von Horst Klusch: Sein Interesse gilt auch der siebenbürgischen Goldschmiedekunst (darüber wie über die Keramik gibt es von ihm je ein schönes Buch), und es gilt ebenso der sächsischen Ansiedlung, über deren Gründe und Verlauf er kühne Hypothesen entwickelt, es gilt den sächsischen Volkstrachten, den Kirchturmglocken, ja sogar den Meerschaumpfeifen.
Seit zehn Jahren ist Horst Klusch Rentner im Unruhestand: Er geht seinen Hobbys nach, er betreut die Sympathisanten des Hermannstädter deutschen Forums und gibt für sie eine Veröffentlichungsreihe, "Convergente Transilvane", heraus, er verantwortet für den deutschen Teil der vorn Hermannstädter Institut für Geisteswissenschaften herausgegebenen volkskundiichen Zeitschrift Studii si camunicdari de etnologie, und seit einiger Zeit ist er auch Geschäftsführer der von einem deutschen Keramikfreund in Hermannstadt gegründeten Firma. Dieses letztere Amt will er aber nun doch aufgeben, mit siebzig hält er sich zu alt dafür.
Wer weiß einen Nachfolger?
Horst WEBER
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