HZ Nr. 1521/ 25.04.1997
Nach monatelanger Agonie hat die Nationalbank endlich die Abwicklung der beiden Bankrotteure Credit Bank (CD) und Dacia Felix (BDF) begonnen. Die Schulden der beiden Geldinstitute sind enorm (Sie belaufen. sich laut Schätzungen der Zeitschrift Capital auf rund 600 Millionen US-Dollar), und die größten Gläubiger sind die Nationalbank und die staatliche Sparkasse CEC.
Den Enthüllungen der Bukarester Presse zufolge haben die Privatbanken Gelder nicht nur von der Bevölkerung, sondern über ihre staatlichen Kunden vor allem aus dem öffentlichen Haushalt angezogen und daraus Kredite an ein paar private Haie vergeben, die ihrerseits substantielle Beträge an die herrschenden Politiker abgeführt haben sollen. Die Credit Bank finanzierte z. B. das Wirtschaftsimperium des Ilie Alexandru, der sich die ,,Dallas"-Farm und den Eiffelturm im Baragan nachbauen ließ. Dacia Felix hatte - wie Capital diese Woche zusammenfaßt - ein professionelles System der Geldwäsche aufgebaut. Der Ex-Tennisspieler Sever Muresan scheffelte über die Bank zusammen mit dem BDF-Vizepräsidenten Mircea Horia Hossu und mit Hilfe eines helvetischen Anwaltes über 400 Millionen US-Dollar, indem er die Konten der Kunden über ausländische Phantomfirmen, scheinbaren Mitaktionären der BDF1 in seine Privatkonten im Ausland ausleerte. Muresan veranstaltete hochdotierte Tennisturniere in Bukarest, sponserte mit großzügigen Summen die Olympiaauswahl Rumäniens in Atlanta und mischte auch in der Politik, in den rumänisch-amerikanischen Beziehungen, mit und erkaufte sich damit nicht nur Handlungsfreiheit, sondern auch das besondere Wohlwollen des damaligen Präsidenten Iliescu.
Ilie Alexandru, Muresan und Hossit sind inzwischen inhaftiert worden, andere Matadore des Bankenkrachs wie der Ex-Präsident der Dacia Felix, Ioan Sima, oder der ehemalige Ehrenvizepräsident (!) der Credit Bank Steriu Popescu (der sich nach Amerika abgesetzt hat), sind frei.
Capital beschuldigt nun auch die Nationalbank, den Ruin der Geldinstitute durch allzulange Duldung der Raubgeschäfte mitverursacht zu haben. Das betrifft nicht nur die genannten Kreditinstitute, sondern auch die Columna-Bank, über die Capitäl schon seit mehreren Wochen interessante Enthüllungen publiziert, die auf gemeinsamen Recherchen der Bukarester Journalisten und ihrer Kollegen von der schweizerischen Wochenschrift Cash beruhen. Lange Zeit konnte Columna den Mythos aufrechterhalten, daß sie zu über 90 Prozent mit schweizerischem Kapital gegründet worden sei. Nun eruierten die Journalisten, daß die Manel Finanz AG in Cham/Kanton Zug eine Briefkastenfirma ist, die rumänische Lei in Schweizer Fränkli umgemünzt hat, um den Grundstein der Columna Bank zu legen. Es handelt sich laut Capital um eine Summe von rund 7,7 Millionen Dollar. Folgt man den Spekulationen der Satirezeitung Academia Catavencu, welche die Hintermänner von Columna in der Verwandschaft des Diktators Ceaucescu aufgespürthat (es handelt sich um seine Nichte, Ileana Ceaucescu und ihren Ex-Mann Manus Tirlea, die heute der Sozialistischen Partei Mohoras nahestehen), so könnte das Grundkapital von Columna sich entweder aus den geheimen Ceaucescu-Konten gespeist haben oder/und aus Devisen, die während der Revolution in den Präsidentengemächern gefunden worden seien und danach spurlos verschwanden.
Die Columna-Bank hat sich laut Gapital - auf dubiose Weise und mit der Komplizenschaft des ehemaligen Chefs des staatlichen Eigentumsfonds FPS (der rumänischen Treuhand) ,Emil Dima, und anderer die Kontrolle über die gesamte Kunstdüngerproduktion Rümäniens gesichert. Die Gewinne aus den Exporten dieser Industrie sind durch falsche Ertragserklärungen - so vermutet das Bukarester Wirtschaftsblatt - zum guten Teil in private Kanäle versickert. Nach dem Presseskandal wird sich die Nationalbank ihre Politik der sanften Mahnung (die sie bereits zwei Jahre lang gegenüber Columna praktizieren soll) nicht in mhr lange leisten können. Der nächste Krach kommt bestimmt.
Annemarie WEBER