HZ Nr. 1519/ 11.04.1997
Der Spiegel vom 24. März berichtete über die Geheimaktion Hammer und Thor, durch welche der deutsche Grohkonzern Thyssen von seinem Konkurrenten Krupp übernommen werden sollte. In dem Artikel im Spiegel wird aufgezeigt, daß Krupp die Kosten dieser Übernahme unter anderem durch den Verkauf einiger zum Konzern gehörenden Betriebe finanzieren müßte. Auch das Stoßdämpferwerk Bilstein stehe auf der Liste der schnell abzustoßenden Betriebe. Über die Auswirkung der Krupp-Thyssen-Affäre auf den Hermannstädter Krupp-Ableger Bilsteln COMPA sprach die Hennannstädter Zeitung mit dessen Generaldirektor Dr. Gedeon Schäfer.
Dr. Schäfer gab folgendes zu Protokoll: "Bilstein gehört zu 100 Prozent zum Bereich Krupp Hoesch Automative (KHA), dessen Vorstandsvorsitzender Dr. Jürgen Harnisch ist. Dr. Harnisch hat offiziell erklärt, das im Spiegel über zu verkaufende Krupp-Betriebe Veröffentlichte entbehre jeder Grundlage."
Inzwischen haben die beiden Konzernchefs Dr. Dieter Vogel (Thyssen) und Dr. Gerhard Cromme (Krupp) in einer gemeinsamen Presseerklärung mitgeteilt, die Gespräche über ein Zusammengehen im Stahlbereich befänden sich auf gutem Wege. Vor diesem Hintergrund, sagt Krupp, "daß das angekündigte Übernahmeangebot gegenstandslos ist und Angebote zur Ubernahme von Thyssen auch in Zukunft nicht gemacht werden".
Das bedeute, so Gereon Schäfer; für Bilstein Stabilität innerhalb des Krupp-Konzerns und keinerlei negative Auswirkungen der Entwicklung der deutschen Stahlpolitik auf die Hermannstädter Stoßdämpferfabrik. Im Gegenteil, Bilstein COMPA strebe eine Kapitalerhöhung an.
Dazu Dr Schäfer weiter: "Wir werden auf unserer nächsten Aktionärsversammlung eine Kapitalerhöhung vorschlagen. Es geht darum, eine Grundlage für neue Projekte zu schaffen. Zunächst wollen wir die Produktion von neuen Stoßdämpfern vorbereiten, darunter für Dacia Nova und Daewoo Cielo. Gleichzeitig planen wir auch infrastrukturelle Maßnahmen. Zum Beispiel wollen wir das bisherige Rohrlager zu einem Vormateriallager umbauen, so daß die gesamte Arbeitsvorbereltung übersichtlicher wird." Die Krupp Hoesch Automative habe intern der Kapitalerhöhung bereits zugestimmt Bei dem rumänischen Partner, COMPA stehe dieser Punkt auf der Tagesordnung der Aktionärsversammlung vom 14. April d. J.
Auf der Versammlung der COMPA Aktionäre soll übrigens grundsätzlich über eine weitere Zusammenarbeit zwischen Krupp und COMPA beschlossen werden. Es handelt sich um die Gründung eines Joint-Venture zur Herstellung von Spiralfedern unter Beteiligung von COMPA und Krupp-Bruninghaus.
Wolfgang FUCHS