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Die Jungfrauen schöpften an Silvester Wasser aus den Brunnen

Über die Bräuche bei den Siebenbürger Sachsen zum Jahreswechsel

"Freut euch, ihr Bäume, Neujahr ist gekommen", riefen die Kinder und schüttelten die Bäume, die zu Sylvester mit Strohseilen umwickelt wurden, damit sie reiche Ernte geben sollten. In Eibesdorf stach die Bäuerin ein blankes Messer in einen frischen Brotlaib. Die eine Seite des Messers bedeutete die Getreideernte, die andere die Weinlese. Wurde die Schneide auf der "Ernteseite" rostig, ließ das auf eine gute Ernte schliessen. In den Dörfern des Kokellandes stiegen die Kinder um Mitternacht auf einen Stuhl und sprangen beim letzen Glockenschlag ins neue jahr hinein.

Sitten und Bräuche aus Siebenbürgen, von denen viele in Vergessenheit gerieten.

Als Dank dafür schenkten die Paten ihnen neujahrsgebäck mit gezahnten Einschnitten, die die Tage des Jahres versinnbildlichen sollten. In Schäßburg hies das Gebäck "Weangderbimcher" (Wundebäumchen). Ein "Noajorsfarkel" (Neujahrsferkel) erschein den Kindern in der Gegend von Pruden, Seiden und Zendersch. Es erinnert stark an Knecht Ruprecht. Eine vermummte Person rasselte mit Ketten und hielt den Kindern ihre "Sünden" vor. Wenn sie versprachen, sich zu bessern und den Neujahrswunsch fehlerfrei aufsagten, verteilte das Jahresferkel seine Gaben. Auch junge Burschen frönten in der Silvesternacht so manchem Brauch. In Streitfort und Zuckmantel kletterten sie auf Bergspitzen und zündeten Strohgarben an, die die ganze Nacht brennen mussten.

Jungfrauen schöpften am Silvesterabend Wasser aus dem Brunnen, gossen es in einen Becher, schlugen ei Ei hinein und wollten aus der sich bildenden Figur ihren zukünftigen Bräutigam erkennen. In Windau trafen sich die Mädchen bei der Altmagd und gingen, gefolgt von Musikanten, zum Mägdetanz in den Saal. Nur die Mädchen durften dort zum tanz auffordern. Die Paare, die heiraten wollten, saßen meist zusammen, denn es sollte nach alten Brauch bis zum Dreikönigstag gefreit werden.


Ursula Schenker
Drabenderhöhe
Kölner Stadt-Anzeiger vom 31.12.2003




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