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Dieter Schlesak

Die Dracula-Legende

5. Ist Vlad Tepes wirklich in meiner Heimatstadt Schäßburg geboren?

Wir aßen mittags im Dracula-Restaurant, das touristisch günstig im Paulinus-Haus, dem angeblichen Geburtshaus Vlads, eingerichtet worden war. Und wir bestaunten vorher noch den Schwibbogen über dem Pfarrgäßchen und den Blick auf die schiefen alten Häuser, den Pfarrhof und oben wie eine Steinglucke thronend die alte Bergkirche, die es schon zu Vlads Zeiten gegeben hatte.

"Auch hier wieder diese heillose Vermischung," sagte ich in den ziemlich dunkeln Raum des uralten Hauses hinein. Und wir bestellten den "Räuberbraten".

Ist es denn nicht möglich, daß Vlad wirklich hier geboren worden ist? Es könnte ja sein.

Geboren ist er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hier; sein Vater Vlad Dracul hatte nach der Rückkehr von Nürnberg von 1431 bis 1435 in der Stadt Asyl gefunden, bevor er 1436 auf den Thron der Walachei kam. Der Historiker Kroner schreibt:

"Vlad Dracul fand von 1431 bis 1435 zunächst in Schäßburg Asyl... Es ist aber nicht erwiesen, daß er auf dem Museumsplatz/ Ecke Pfarrgäßchen gewohnt hat, auch nicht, daß sein Sohn Vlad Tepes (der Pfähler) hier geboren wurde. Das Haus ist erst später errichtet worden. Aus den Unterlagen geht nicht hervor, wo er Unterschlupf gefunden hat. Trotzdem, wird das genannte Haus von rumänischen Historikern als das Haus des Vlad Dracul ausgewiesen und touristisch als "Dracula-Gaststätte" vermarktet...."

Schon bei Bram Stoker finden wir eine irre Vermischung der Geographie, Geschichte und Vampirsage aus Siebenbürgen. Und viele Stoker-Seiten sind gekonntes Plagiat aus andern Büchern.

Seit der Entdeckung eines Stoker-Archivs in Philadelphia weiß man es: Da gibt es die Reisebeschreibungen aus dem Jahre 1822 des britischen Gesandten in den rumänischen Fürstentümern, ein Transsylvanienbuch der Emily Gerard, die Vampir-Erzählung "Carmilla" des Sheridan Le Fanu, und ein Buch der Sabine Gould "Cartea pricolici", wo auch die Geschichte der Mädchenmörderin Elisabeth Báthory vorkommt. Die Blutgräfin, die zur Verjüngung in Blut badete, diente Stoker mit als Blutmonster-Modell.

Diese Vermischungen und diversen Plagiate und verschiedenen Ebenen hat Coppola dann versucht in seinem Film zu montieren. Jedenfalls: ein heilloses Durcheinander.

Wird dieses Durcheinander nicht noch heilloser durch die Vermischung dieser Fiktion mit der realen Geschichte des walachischen Fürsten Vlad Draculea, genannt Vlad Tepes, der Pfähler?

Auch diese Tatsache in der Draculalegende ist erst seit 1963 bekannt. Grigore Nandris (Nandrisch), ein rumänischer Gelehrter, hatte auf einem Kongreß in New York den "historischen Dracula" und dessen Identität aufgedeckt. Und die Demythisierung nahm ihren Lauf, beteiligt waren vor allem rumänische und amerikanische Forscher, so die Professoren McNally und Radu Florescu 1972 in "Search of Dracula".

Die Forschung hat sich später in diese Richtung bewegt, doch die Fairness fehlte. Konzessionen an Publikums-Geschmack und Sensationsgier blieben bestehen.

Wir aßen. Wir schwiegen. Ich erinnerte mich, daß die Ungarn meine Geburtsstadt an der Wende zum 17. Jahrhundert und nach einer schrecklichen Kriegsverwüstung Nemesvár, Niemandsstadt genannt hatten! Das ganze Land nun ein Niemandsland? Ich erinnerte mich: Bukarest, Snagovsee und das Inselkloster, wo uns früher einmal, als ich noch hier lebte, ein schmuddliger Mönch das Grab des Vlad Tepes gezeigt hatte ... Das freilich verschlossen war: 1931, zum 500 Geburtstag von Vlad, war es geöffnet worden, und – es war leer!

Vlad ist tatsächlich verschollen, verschwunden. Woher die Historiker heute nun den wirklichen Toten, also die Knochen, nehmen wollen, ist schleierhaft. Er kam in einer Schlacht gegen die Türken ums Leben. Und es heißt, sein Kopf sei nach Istanbul, sein zerstückelter Körper aber nach Snagov gebracht worden. Doch beides hat sich wie bei einem Phantom wirklich in Nichts augelöst, ist nirgends zu finden!

Und die Geburtslegende des Vlad Tepes hier in Sighisoara-Schäßburg ist Legende geblieben.

Auch andere Fälschungen sind Legion, in einem Buch über Dracula-Filme wird Siebenbürgen-Transsylvanien als "rumänisches Land jenseits der Berge", beschrieben: und, so heißt es z.B.: in Sighisoara-Schäßburg "lebte Dracula in einem Haus mit massiven Mauern, das heute noch steht." In Wirklichkeit war Schäßburg eine siebenbürgisch-sächsische Stadt, die damals zu Ungarn, später zu Österreich-Ungarn gehörte, erst seit 1919 ist sie rumänisch! Zu Vlads Zeiten noch mit freiem Stadtrecht, lag sie im sogenannten "Königsboden" im Fürstentum Siebenbürgen, und war nicht rumänisches Land, gehörte nie zur Walachei. Im Stadt-Zentrum einer siebenbürgisch-sächsischen Stadt durfte kein Fremder siedeln oder gar Hausbesitz haben, Vlads Geburtshaus kann nur in der Unterstadt gestanden haben. Aber daß er in Schäßburg geboren wurde, ist wahrscheinlich.

Und jetzt sitzen wir hier und speisen im Restaurant "Dracula". Es dient dem Geschäft im Gespenster-Haus einen "Räuberbraten" zu verzehren.

Nach dem Essen machen wir gemeinsam einen Rundgang durch die verwinkelten Gassen, eben durch das Tor des Stundturmes mit dem Fallgitter. Es riecht dimpig, staubig, und der Rost des grausigen eisenvergitterten Fensters, ausgerechnet des Folterstübchens, welch eine Schmerzidylle, geht mir in die Augen... höre die Uhr nun schlagen. Die Turmspitze ragt in den vergangenen Himmel, ich höre, sie schlägt, im Ohr berührt, Tritt da auf viele andere Tritte der längst Toten. Turmsilben schlagen. Und die ganze Historia flandert vorbei, Die bemalten Holzfiguren: Die sieben Tage sind nicht mehr zu sehn. Hör, hör der Tod ist fühlbar geworden, hier auf der Bank vor dem alten Museum ein leichter Wind, ein Wehn des alten Eichenblatts/ durchstochen. Früher das Blut und jetzt der Hunger. Früher zuviel Gegenwart, dann zuviel Zukunft: Lüge, jetzt aber Nichts mehr, ein Summen, der Burgplatz die Leere, die wehtut. Dort, dort, sieh: sie kommen!


6. Vlads gewaltsame Lebensgeschichte

Die Dracula- Legende

Dracula im SibiWeb




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